High 5 – 7L & Esoteric’s liebste Wu-Songs

17.04.2013
Die Shaolin-Mönche aus Staten Island übten auf das Bostoner Rapduo 7L & Esoteric immer eine große Faszination aus. Mit dem Wu-Tang-Mitglied Inspectah Deck haben sie nun ein Album veröffentlicht. Wir fragen sie nach ihren liebsten Wu-Songs.

Die Shaolin-Mönche aus Staten Island übten auf das Bostoner Rap-Duo 7L & Esoteric schon immer eine große Faszination aus. Bereits auf ihrem 2000er Debütalbum ‘»The Soul Purpose«’ gastierte Inspectah Deck und nun – mehr als eine ganze Dekade später – hat man gleich ein ganzes Album mit dem Wu-Tang-Clan-Mitglied unter dem Projektnamen »Czarface« erschaffen. Ein guter Anlass für uns, die beiden Erstgenannten nach ihren jeweiligen Top 5 Wu-Tang-Songs zu befragen.

1 – »Bring Da Ruckus« by Wu-Tang Clan
taken from the LP »Enter The Wu-Tang (36 Chambers)«, Loud 1993
Find it at hhv.de: LP
RZAs Drumprogramming unterstützt von den gespenstischen Sounds, dazu meine Lieblings-Clan-MCs (Deck, Ghost, GZA und Raekwon): Dies ist das perfekte Intro in die Welt des Clans. Sie alle rappen als ginge es um ihr Leben. Das ist bis heute einer der härtesten Wu-Songs ever! Es wurden weltweit sehr viele Timberland-Boots und Army-Jacken an Kids verkauft, die unter Einfluss dieses Songs standen. Du willst wissen wie der Wu-Tang Clan funktioniert und was so viele Kids, einschließlich mir, an ihrer Musik faszinierte? Dann ist dieser Song die Antwort. Falls du wissen möchtest, was die Gelegenheitsfans zum Clan brachte, musst du woanders suchen.

2 – »Guillotine (Swordz)« by Raekwon ft. Inspectah Deck, Ghostface Killah & GZA
taken from the LP »Only Built 4 Cuban Linx«, Get On Down 1995
Find it at hhv.de: 2LP
Seit dem ersten Tag einsagierte der Wu ohne Entschuldigungen und Regeln. Was mich hier damals gleich stutzig machte, dass RZA die Eier hatte diesen Beat noch einmal zu verwenden, denn er gab ihn ein Jahr zuvor bereits Method Man für einen Skit auf »Tical«. Dies ist wieder ein Song mit meinen vier Lieblings-Clan-Mitgliedern und sie alle reimen wie auf 1.000 beats per minute. Deck beginnt wie ein Geisteskranker und spricht »voltage of an eel« und »runnin’ wild like a child in a walker«. Im Anschluss daran Ghostface, der mit einer der ungewöhnlichsten Beleidigung um die Ecke kam: »Yo, you 14 karat gold slum computer wizard!«. An dieser Stelle fragt man sich nur noch, wer zum Teufel sind diese Typen!? Die ganze Attitüde und Ruggedness steckte mich auch an und es war ein Spaß herauszufinden, über was sie damals eigentlich sprachen. Der Slang und Gestus vom Clan machte das Geheimnis und das Charisma aus, das die Leute so anzog.

3 – »Criminology« by Raekwon ft. Ghostface Killah
taken from the LP »Only Built 4 Cuban Linx«, Get On Down 1995
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Die Hörner im Chorus, die Art und Weise wie das Sweet-Inspirations-Sample geflippt wurde und wie die Drums zwischen den Rap-Parts rockten: Alles an diesem Beat ist raw! Wahrscheinlich mein absoluter Lieblings-RZA-Beat! »Uh, Julio Iglesias, making cream like that n***a.« Raekwons unmittelbare Erklärung, warum er Julio Iglesias nannte, gab einem das Gefühl direkt neben ihm im Studio zu stehen. Seine Adlibs an der Stelle als Ghostface rappte »dealing in my cipher I revolve around sciences« bringen so ungemein viel Stimmung in diesen Song. Zu dieser Zeit wollte ich unbedingt wissen, was Ghostface genau meinte. Es war so dope, dass mir die Vorstellung, ich wüsste annähernd worum es ging, allein schon ausreichte. Dies ist auch ein weiteres gutes Beispiel für die formellose Produktionweise, die RZAs Sound den Stempel verpasste. Die Scarface-Samples sind übertrieben gut und unverschämt, so dass man – ohne auf dem Shaolin-Level zu sein – annehmen konnte, sie wären zu hoch gemixt. Aber natürlich wollte man das nach dreimaligem Hören nicht anders haben. Ein absoluter Klassiker!

4 – »For Heavens Sake« by Wu-Tang Clan
taken from the LP »Wu-Tang Forever«, Loud 1997
Find it at hhv.de: CD
Wenn der »Wu-Tang«-Ruf zum zweiten Mal einsetzt, dann weißt du, was die Zeit geschlagen hat. Schon mit dem Eingangsvers beginnt die emotionale Achterbahnfahrt: »My rap style swings like Wille Mays, my eyes purple haze, my solar rays’ll burn through shades, rhyme grenades raid the airwaves, catch this rap page, I glide like hovercrafts on the everglades!« Decks erste Bars und eigentlich der ganze erste Vers, setzen die Messlatte für den Style von HipHop, den ich liebe, enorm hoch. Das ist die Art von Rapvers, wie ich ihn schon seit gefühlten 100 Jahren zu schreiben versuche. Viele bezeichnen Decks Part auf »Triumph« als seinen besten, vielleicht sogar DEN besten der HipHop-Historie. Aber ich meine sein Vers hier sticht den auf »Triumph« sogar noch aus. Der hier rangiert in meinen drei, vier Top Wu-Tang-Momenten ever!

5 – »Let me At Them« by Wu-Tang Clan
taken from the LP »Tales From The Hood O.S.T.«, MCA 1995
Find it at hhv.de: LP
Falls du als MC nicht sofort von der Energie dieses Songs gefangen genommen wirst, solltest du am besten nie wieder rappen. Dann liegt es dir ganz einfach nicht im Blut. Ich habe versucht bei dieser Aufzählung auf Solosongs zu verzichten, doch wenn ich ehrlich bin gehört dieser Track in meine Top 5. Er ist zwar als Wu-Tang-Clan-Song benannt, doch es ist ein Inspectah Deck Solotrack und er zerstört ihn von Anfang bis Ende. Die Hookline spricht jedem Battle-MC aus der Seele.

1 – »Wu-Tang: 7th Chamber (Part 2)« by Wu-Tang Clan
taken from the LP »Enter The Wu-Tang (36 Chambers)«, Loud 1993
Find it at hhv.de: LP
Es erübrigt jeder Erklärung, dass alle Songs auf »36 Chambers« Meisterwerke sind. Daher ist es eine schwere Aufgabe, einen einzelnen Track heraus zu picken. »C.R.E.A.M« oder »Protect Ya Neck« waren für mich zu dem Zeitpunkt ungemein wichtig. Ich würde aber sagen, dass »7th Chamber (Part 2)« herausstach, da er ein wenig anders war als die anderen Beats auf dem Album. Zudem stellt der Song ein großartiges Albumende dar. Schon der Beginn des Titels mit dem Effekt auf GZAs Stimme war einfach ill. Wie die Orgel- und Saxophon-Versatzstücke immer wieder rein und raus kommen, die Brummstimmen in Kombination mit dem Bass und den Drums agieren, hier scheint einfach alles perfekt zueinander zu passen.

2 – »Ice Cream / Incarcerated Scarfaces« by Raekwon ft. Ghostface Killah
taken from the 12inch »Ice Cream / Incarcerated Scarfaces«, Loud 1995
Find it at hhv.de: 12inch
Das ist wahrscheinlich meine Lieblings-Rap-Single aus den 1990er Jahren. Hauptsächlich wegen des Klangs der Drums auf »Incarcerated Scarfaces«. Ein Paradebeispiel wie begnadet RZA beim Produzieren war. Sei es die Art wie er das Koko-Taylor-Sample, die Blues Gitarre von »Wang Dang Doodle«, in etwas komplett neues verwandelte. Oder das Earl-Klugh-Sample auf »Ice Cream« so bearbeitet, dass man es gar nicht wieder erkennt, wenn man es mit dem Original vergleicht. Ich habe keine Ahnung, wie er das hinbekommen hat. Ich stürze mich hier eher auf die Produktionsaspekte, doch wenn man die ohnehin schon großartigen Songs aus Produzentensicht betrachtet, merkt man erst, wie besonders sie sind. Mir ist auch bewusst, dass ich bei dieser Auswahl geschummelt habe und gleich zwei Songs nenne, aber als diese Single veröffentlicht wurde, war eine HipHop-12inch noch sehr wichtig.

3 – »Be Easy« by Ghostface Killah
taken from the LP »Fishscale«, Def Jam 2006
Find it at hhv.de: 2LP
Ich möchte kurz mal anmerken, dass es unmöglich ist nur fünf Songs auszuwählen. Und dann auch noch Songs, die Esoteric nicht schon benannt hat. Vielleicht wäre es einfacher, fünf Songs von jedem Wu-Member zu benennen. [lacht] Egal, »Be Easy« hat eben alles was ein Rap-Song für mich haben muss. So einfach kann es sein. Unglaublicher Pete-Rock-Beat, Ghost zerlegt ihn. Mich haben sie damit gewonnen!

4 – »97 Mentality« by Cappadonna ft. Ghostface Killah
taken from the LP »RZA presents Wu-Tang Killa Bees – The Swarm Vol. 1«, Priority 2008
Find it at hhv.de: 2LP
Der Beat! Es ist dieser Beat, den ich den ganzen Tag hören könnte, ohne gelangweilt zu sein. Und dabei ist es nur ein simpler Zwei-Bar-Loop mit seichten Drums. Aber so einen schönen Mad-Lads-Song zu nehmen und ihn in so etwas raues umzuwandeln, ist einfach zu gut!

5
Ich muss zum Rundumschlag ausholen und nehme alles von»Supreme Clientele« oder »Return To The 36 Chambers«. Ich liebe Pete Rocks »Tha Game« mit Raekwon und Ghostface, obwohl es kein reiner Wu-Tang-Song ist. GZAs »Liquid Swords«’ oder Ghostfaces »Daytona 500«. Die Original-Version von »Flowers«, die nicht auf dem »Bulletproof Wallets«-Album von Ghostface vertreten ist. »R.E.C. Room« von Inspectah Deck ist klassisches Wu-Material. »Domestic Violence« von RZA, da ich niemals vorher hörte, wie jemand gegenüber einer Frau derart die Fassung verliert. Ich weiß, ich habe wieder gemogelt, aber es gibt zu viele Songs und ich kann nicht einfach fünf auswählen. Ghostface mit »Mighty Healthy«, die Liste ist schier unendlich…