Flume – Musik wegen Cornflakes-Schachtel

21.02.2013
Foto:Malte Seidel
Der junge Australier Harley Streten verdreht einer Vielzahl an Menschen derzeit den Kopf, die ein Ohr für Instrumental HipHop, Downtempo und Elektronik haben. Seine besten Einfälle hat er nach dem Surfen.

Vielleicht gäbe es Flume nicht, wenn es nicht John Harvey Kellog gegeben hätte, jenen Mann, der es für besser hielt, wenn die Finger über der Decke bleiben. Und der nebenbei noch die Cornflakes erfand. »Ich war damals einkaufen mit meinem Dad und da gab es ein Musikprogramm in einer Schachtel Nutri-Grain«, sagt Harley Streten. »Es war nur ein einfaches auf Loops basiertes Programm. Also habe ich das bekommen und dachte, dass es ziemlich cool ist.« Ob das im Sinne von Kellog gewesen wäre, keine Ahnung. Doch Harley Streten erfreut eine Vielzahl an Menschen, die ein Ohr für Instrumental HipHop, Downtempo und Elektronik haben, seit jener Begebenheit im Alter von zwölf Jahre.
Neben Frühstückscerealien gab es für Streten im Elternhaus aber auch Van Morrison und Deep Forest als erste musikalische Prägung, doch Streten kennt mittlerweile das Einmaleins der Beatschmieden: »Shlohmo ist aktuell auch ein großer Einfluss. Ich höre auch eine Menge House. Manches von dem Zeug von John Talabot ist ziemlich nett. Das ist so das, was ich im Moment höre, aber Jungs wie Flying Lotus sind eine krasse Inspiration und auch Moby, für mich ist er einer der Größten.«

Auf »Flume«, dem selbstbetitelten Debüt, verschmelzen diese Dinge zu einem ziemlich beeindruckenden Mix. »Das Album fügte sich ziemlich schnell zusammen – etwa in einem Jahr, alles in allem«, so Streten, der in Sydney geboren wurde. Die Sache mit Flume hatte er mehr nebenher laufen. Dass da Potenzial vorhanden ist, merkte er erst, als Future Classic

»Ich schreibe Musik zu Hause auf meinem Laptop, um es einfach auszudrücken«, sagt Streten und lacht. Manchmal sind die Dinge eben tatsächlich so simpel.

ihn unter Vertrag nahm. Von dem Punkt an machte sich Streten an »Flume« und schrieb massig Sounds. »Es war ziemlich kompliziert, viele der Songs außen vorzulassen. Es gab einige, die ich auf der Platte behalten wollte, aber nicht konnte. Man merkt vielleicht, es ist ein ziemlich beladenes Album – es gibt 15 Tracks, also waren da schon einige die ich definitiv rausnehmen musste«, sagt Streten. Zusammen mit seinem Manager holte Streten die Meinung von ein paar Leuten ein und kürzte das Album auf 15 Stücke runter.
»Ich bin immer kleinlich mit meiner Musik gewesen. Ich bin ein ziemlicher Perfektionist, also zweifle ich bis zu einem gewissen Ausmaß an meiner Musik. Aber ich glaube, dass Future Classic mich unter Vertrag genommen haben, gab mir viel Vertrauen, was es zu einer ziemlich tollen Erfahrung macht.« Die Songs, die es letztendlich auf »Flume« geschafft haben, sind auch mehr eine Sammlung von Stücken aus einer bestimmten Zeit. Und für Streten sind sie nie perfekt. »Bei jedem einzelnen Song, den ich veröffentliche, kann ich kleine Dinge hören, bei denen ich fühle, dass ich es hätte besser machen oder hätte etwas ändern können. Das sehe aber wohl nur ich so.« Es fällt ihm einfach schwer, einen Song loszulassen, sagt er.

Das Streten ein Wohlfühlmusiker ist, kommt auch noch hinzu. »Ich muss eigentlich nur sehr glücklich und in einer guten mentalen Verfassung sein. Ich mag es surfen zu gehen, um den Kopf freizubekomme und aus dem Studio rauszukommen. In diesen Tagen ist es schwer, Zeit zum Musikmachen zu finden, aber es kommt eigentlich wirklich nur darauf an, gut drauf zu sein.« Neben der Schule lernte Streten Saxophon, mittlerweile zieht Ableton Live seine Aufmerksamkeit auf sich. Das Blasinstrument kommt nur noch ab und zu zum Einsatz. Doch »Flume« zeigt in Tracks wie »Stay Close« und »Sleepless« die zahlreichen Ideen und Muster, die Streten kennt und auf seine Stücken anwendet. »Ich schreibe Musik zu Hause auf meinem Laptop, um es einfach auszudrücken«, sagt Streten und lacht. Manchmal sind die Dinge eben tatsächlich so simpel. Und manchmal schafft es jemand wie Streten, dieses Gefühl in 15 Songs zu packen.