Koreless – Auf das Mindeste reduziert

17.05.2011
Foto:Sofie Fatouretchi
Er ist 19 Jahre alt, Student der Marinearchitektur und lebt in Glasgow. Das ist Koreless. Auf das Mindeste reduziert. In dem Jungen steckt einiges. Wir haben ihn für Euch getroffen und befragt.

Er ist 19 Jahre alt, Student der Marinearchitektur und lebt in Glasgow. Das ist Koreless. Auf das Mindeste reduziert. Sobald man jedoch sein Debüt 4D/MTI auf den Plattenspieler legt, beschleicht einen das Gefühl, dass viel mehr hinter dem Jungen steckt. Seine Musik kommt mit einem dicken und ordentlich zurechtgeschnittenen Vibe daher. Man vergisst die alltäglichen Dinge, wenn man ihm zuhört. Er nimmt einen speziellen Platz unter den Produzenten aus Großbritannien ein. Durch das Internet werden derzeit mehr und mehr Leute auf ihn aufmerksam. Seit einiger Zeit macht er Remixe für Leute wie Jacques Greene und Ghostpoet.

Wann hast du begonnen dich mit Musik zu beschäftigen?
Koreless: Ich habe immer Musik gemacht. Ich habe Stücke fürs Klavier geschrieben seit ich 10 war. Zwar bin ich nur langsam zum Produzieren gekommen, aber Musik habe ich schon immergemacht, auch als ich ganz jung war.

Also hast du ordentlich gelernt Klavier zu spielen?
Koreless: Nein, nicht wirklich. Ich habe mir Klavierspielen selbst beigebracht. Ich hatte zwar einen Klavierlehrer, aber der hat mir nicht beigebracht wie man Klavier spielt. Er hat mir gezeigt wie man Software verwendet, was mir schließlich mehr geholfen hat, denke ich. Damals war ich noch wirklich jung, aber die Musiktheorie interessierte mich damals mehr – er hat mir beigebracht wie man improvisiert. Dinge wie Skalen und Akkorde, Sachen die das selbständige Schreiben fördern.

Wie lange machst du jetzt schon elektronische Musik?
Koreless: Erst seit drei Jahren.

»Ich hatte zwar einen Klavierlehrer, aber der hat mir nicht beigebracht wie man Klavier spielt. Er hat mir gezeigt wie man Software verwendet, was mir schließlich mehr geholfen hat«

Koreless
Woher bekommst du deine Inspiration, wer sind die Künstler die dich beeinflussen?
Koreless: Elektronische Musik begann ich eigentlich wegen Burial zu machen. Ich glaube das ging vielen Leuten ähnlich. Für mich ist auch Zombie ein großer Einfluss. Mir hat immer schon der frühe Dubstep gefallen, Leute wie Loefah sind sehr wichtig für mich.

Glaubst du, dass deine Musik anders klingen würde, wenn du in einer anderen Stadt lebtest?
Koreless: Das denke ich schon. Seitdem ich nach Glasgow gezogen bin, hat sich meine Musik doch recht stark verändert. Einfach nur in der Stadt zu sein, war da schon genug, mit dem ganzen Techno und House der mich da umgibt. Es hat sich viel verändert. Ich glaube es kommt darauf an, wo du lebst und es hat einen großen Einfluss woher du kommst und was du machst.

Bist du auch DJ neben dem Produzieren?
Koreless: Doch ja, ich kann schon auflegen, aber ich bevorzuge es live zu spielen. Ich kann nicht immer die neuesten Tracks verfolgen. Das ist wirklich schwierig, darum ist es mit lieber live aufzutreten.

Wenn du abends mal in den Club gehst, was suchst du musikalisch?
Koreless: Etwas, worin ich aufgehen kann. Ich mag die plumpen Club-Knaller nicht wirklich. Ich mag es, wenn es deep wird und ein wenig anders. Ich brauche einfach gute Musik.

Ich nehme mal an, dass du die Medien ein wenig verfolgt hast in letzter Zeit. Die Magazine haben ja einen guten Teil der Musik, die momentan herauskommt als Post-Dubstep bezeichnet…
Koreless: Ja (lacht). Ich weiß nicht. Es wird immer so sein, dass die mit neuen Namen und Etiketten kommen werden. Aber ich denke es ist gerade ganz gut so wie es ist. Alles kommt zusammen. Ein Freund von mir bezeichnete es als »Post Genre«, was sehr treffend ist. Alles kommt von überall und auch wieder nicht. Es gibt verschiedene Leute die verschiedene Dinge machen und alles passt ganz gut rein. Post-Dubstep… Ich weiß nicht so genau. Ich weiß nicht mal ob das ein richtiges Wort ist.

Wie sieht ein Tag bei dir aus wenn du nicht zur Uni gehst? Du wachst auf und möchtest Musik machen.
Koreless: Ich habe mich gerade aus einer großen künstlerischen Blockade befreit. Ich habe die ganze Zeit Musik gemacht. In jeder freien Minute habe ich versucht, Musik zu machen, weil alles aufregend war und dann hat es nicht wirklich funktioniert. Alles was raus kam, war komplett wirr. Also ging ich dazu über, ganze Tage dafür bereitzuhalten. Also habe ich tagelang keine Musik gemacht, manchmal sogar eine ganze Woche. Ich habe mich einfach nur entspannt. Wenn ich mich nach »Produzieren« fühle, dann sperre ich mich ein, bis etwas Gutes herauskommt.

Also schaffst du bewusst Platz wo du dich der Musik komplett entziehst?
Koreless: Ja, ich habe die Szene seit einer Weile nicht mehr wirklich verfolgt. Hauptsächlich weil ich wirklich viel zu tun hatte. Aber ich versuche mich nicht allzu sehr von den Dingen, die andere momentan machen, beeinflussen zu lassen. Ich höre viel Jazz, verschiedene Dinge und verschiedene Herangehensweisen interessieren mich.