Ausklang | New Music Friday – Neue Musik von DJ Koze, Stormzy et al.

29.04.16
Woche für Woche picken wir Tracks, die uns in den vorausgegangenen sieben Tagen nicht aus dem Kopf gehen wollten, deren Release auf den heutigen Tag fällt oder einem anderen Pseudogrund unterliegen.
»Scary« by Stormzy
Stormzy könnte über einen Beat des schlechtesten Producers überhaupt, Eminem (der tatsächliche Beat ist ähnlich schwach), rappen und würde trotzdem immernoch des damals noch Blondierten Vers auf »Forgot About Dre« klingen. Nuff said habe ich und alle anderen nun wirklich oft genug gesagt, deshalb sage ich mehr: Dieser Song ist so furchtlos, dass ich dazu komplett Phantom-Kommando on those seit Wochen angesammelten Pasta, Müsli und Shitwaswardaseinst-Resten im Sieb des Spülbeckens gehen würde. Sollte. PK

»Come We Go« by Jamie XX & Kosi Kos
taken from the Pampa Records label compilation »Pampa Vol.1«, out today on Pampa Records
find it at hhv.de 3LP

DJ Koze und Jamie XX haben diese jene Menge Schwung in ihrem Song, dass sich Freundinnen-Grüppchen dazu Molly-geschwängert auf dem Fusion-Festival im Kreis drehen werden. Und von dieser unglaublich schönen Erfahrung noch Wochen im Nachhinein erzählen werden, Festivalbändchen und Erfahrung unangetastet und beweisend am Handgelenk. PK
»Hold Up« by Beyoncé
from Beyoncé’s new album »Lemonade«, out now

Alle reden durcheinander und am lautesten gegen alle anderen an. Aber versuchen wir doch mal, durch die brodelnde Thinkpiece-Schwemme durchzunavigieren und ein unbehelligtes Eiland anzusteuern, um mal das Ohr und nicht den Headline-Instinkt über »Lemonade« zu beugen. Ist das hier nicht der Song, den du gern deine letzte Liebe hättest singen hören, als deren gesamter Freundeskreis dich so geht so fand weil du damals du weißt schon…? Auf einem »Hotline Bling«-like-Metronom-Schunkler stolpernd, mit sich rhythmisch überschlagender, aber auch drüber schwebender Stimme abgeliefert wie eine betrunken verschickte Facebook-Einladung zu einem Red Lobster-Dinner? Privates Event, eine Zusage, niemanden interessiert das. Smash that »Going« button like a MF, bevor es zu spät ist. KC

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»Lento Violento (feat. Vipra)« by DJ Nigga Fox
from the Halcyon Veil mini compilation »Conspiración Progresso«, out today
get it at hhv.de: 12inch

Ich würde diesen Track gerne einem dieser Bruce-Springsteen-Reissues-auf-180g-Vinyl-kaufenden, sogenannten Menschen vorspielen, die so gern und breit und despektierlich von elektronischer Musik als Knöpfchendrückerkrach sprechen. »Ganz interessanter Versuch«, würde ich mit geschwollener Oberlippe schwulsten, »ein Quartett von Amphetamin-Abhängigen hat mit einem Kontaktmikrofon seine Fingerbewegungen beim Super Mario Smash Bros.-Zocken aufgenommen. Wurde letztens im MoMA erstaufgeführt.« Dann fänden diese Menschen das und mich sehr dumm, aber auch glaubwürdig und es würden endlich wieder klare Verhältnisse herrschen. KC

»Crystal (Servito’s 730 Reshape)« by Justin Cudmore
from Justin Cudmore’s new EP »Crystal«, out today on Honey Soundsystem
get it at hhv.de: 12inch

Diejenigen, die damals in den dunkelsten Ecken der Muzic Box gezeugt wurden, machen mittlerweile selbst Musik und ihre Wochenendausrutschresultate zeugen vielleicht an diesem Wochenende die nächste von Ron Hardys Geist beschienene Generation. Nicht sicher, zu welcher Justin Cudmore zu zählen wäre, sicher aber ist: »Crystal« klatscht durch den scharfkantigen Windkanal von Twitter-Bully Mike Servito geschickt noch wuchtiger noch als geiles Fleisch an die Innenwände von Clubtoiletten. Vielleicht aber hat sich das alles nur jemand feucht in der Provinz erträumt und es geht eigentlich doch nur um den Sound. Der sitzt zuletzt wie bei T. B. Arthur, nur die Legenden müsst ihr selbst drum spinnen. KC

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»Hacienda« by Rising Sun
from Rising Sun’s new 7inch »The Dream«, out now on Beautiful Things Dont Ask For Attention

Und weil selbst bei mir als Grand Seigneur aka Ü-30er in dieser Runde der Kredibilitätscheck für 1986 maximal noch ausspuckt Vaddern beim Speaking In Tongues “pumpen” mit Legosteinen beworfen zu haben, wage ich mich mal sechs Jahre weiter: Rising Sun bedient auf seiner neuen Single overgut wirklich jedes Hacienda-Klischee und weil ich auch 1992 noch den Samstagmorgen eher mit Jump Ran und Lou Richter als mit Poppers und Laurent Garnier vebracht habe, ist das die willkommenste Retro-Rutsche der Woche. FA

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»Zajedno Srecni« by Boban Petrovic
from Boban Petrovic’s album »Zora«, out on Disco Not Disco
get it at hhv.de: LP

Direkt noch weiter zurück, embryonal eingerollt ins Urvertrauen. Dort schippert Boban Petrovic mit dem derbsten Jugo-Schwaaag durch das Fruchtwasser und singt entweder über die kuscheligste Double Penetration aller Zeiten oder aber darüber warum Erdbeeren halb von der Sonne geschmolzen am geilsten schmecken. Vielleicht ist das aber auch einfach ein verlorenes Ned Doheny Demo aus seiner leider nicht durchlebten Balkanphase. So oder so: wichtigste Reissue gerade, weil seit einer halben Ewigkeit gewantlisted. FA

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