Ausklang | New Music Friday – Neue Musik von Jeremiah Jae, Fennesz, Tiny Ruins uvm.

07.03.14
Woche für Woche picken wir Tracks, die uns in den vorausgegangenen 7 Tagen nicht aus dem Kopf gehen wollten, deren Release auf den heutigen Tag fällt oder einem anderen Pseudogrund unterliegen. It’s new music, Sibylle Lewitscharoff!
»Luau« by Brett Naucke
taken from the LP »Seed«, out April 4th on Spectrum Spools
Fangen wir mit dem besten an, was ich in den letzten Wochen zu hören bekommen habe. Es ist vielleicht für den einen befremdlich, das zu hören, bei einer Musik, die klingt, als würde da jemand in einem nebelverhangenen Moorgebiet, den Kopf in einem Gameboyspiel versunken, über einen mit Mausefallen gespickten Boden spazieren. Aber »Luau« von Brett Naucke hat für meinen Geschmack genau den richtigen Vermischungsgrad von Abstraktion und Klarheit, gehüllt in einen deep-dissonanten Sound, der mich familiär in die Arme schließt. SH
»Survival (ft. Oliver the 2nd)« by Jeremiah Jae
taken from the Download-Single »Survival«, out on Warp Records
Jeremiah Jae hat diese Woche eine neue Single veröffentlicht. Sie heißt »Survival«, sie ist sehr gut und man kann sie hier downloaden Ich mag ja das Zerrissene bei Jeremiah Jae, das Gefühl, der könnte auch einen zu Ende komponierten Song präsentieren, aber der will einfach nicht. Dem reichen zwei Pianoakkorde, eine Bassnote, ein bisschen Hölzerklappern, Sprachsamples an der richtigen Stelle, ein Hauch von Soul, so etwas ähnliches wie Rap. Jeremiah Jae geht’s um Stimmungen, um das Einfangen einer Situation, das Erfassen eines Moments, um Soziologie. SH
»Me At The Museum, You In The Wintergardens« by Tiny Ruins
taken from the LP »Brightly Painted One«, out May 5th on Bella Union
Das Gegenteil bei Tiny Ruins. »Me At The Museum, You In The Wintergardens«, der Appetizer für ihr bald erscheinendes zweite Album, erzählt auch von einer Situation, beleuchtet aber mehr die Psychologie dieses Moments. Zwei Menschen treffen sich, sehen sich eigentlich vielmehr; was passiert da innerlich? Die Komposition vollzieht dieses Gefühl nach, bauscht auf, verdichtet sich und fällt wieder zusammen. Anders. Auch super. SH
»Jimmy« by Romare
Nachdem Ninja Tune das eine oder andere Jahr verschlafen zu haben scheint, holen sie in letzter Zeit wieder mächtig auf. Da wundert es kaum, dass in diesen Tagen angekündigt wurde, dass das britische Plattenlabel nun auch Romare unter Vertrag genommen hat. Der feiert den Deal auf seine Art und schmeißt mit »Jimmy« einen Song zum freien Download raus. Und »Jimmy« stampft wie eine alte Dampflock im Blues einer alten britischen Industriestadt. SH
»Played« by Bronze
taken from the LP »World Arena«, out on Not Not Fun
find it at hhv.de on LP
Nun noch so ein bisschen Hipster-Zeug und wer verstünde davon mehr als das Plattenlabel Not Not Fun. Auf »Played« von Bronze hören wir die Schwingung von Oszillatoren in einem Synthesizer, so groß wie der Kleiderschrank in Urgroßmutters Schlafzimmer, in Verbindung mit der kaltschnäuzige Attitüde des Manchester Rave anno 1990. SH
»The Liar« by Fennesz
taken from the LP »Bécs«, out April 28th on Editions Mego
Abschließen wollen wir heute mit einem neuen Track von Christian Fennesz, dem Glenn Branca unter den Elektroniktüftlern. »The Liar« stellt das künstlerische System von Fennesz, Klänge zu manipulieren und zu Türmen zu schichten, nicht auf den Kopf, kommt mir aber beim ersten Hören ungewohnt offensiv vor. Das Ding lässt die Muskeln spielen und strotzt vor Kraft. Roaaarrrr. Schönes Wochenende. SH