Review

Barker

Utility

Ostgut Ton • 2019

Dass Sam Barkers Anspruch schon immer darin bestand, vorgefertigten Vorstellungen von elektronischer Musik zu widersprechen, bewies er bereits mit EPs, Vinyl 12"s und Kollaborationen zuvor. Auf seinem Debütalbum »Utility« nimmt sich der Berghain-Resident nun aber die Zeit, seine Ideen in Soundwelten fließen zu lassen, von denen er vermutlich selbst nicht wusste, ob sie überhaupt existieren. Dabei geht er die Sache gar nicht mal anders als bei seiner EP »Debiasing« an. Barker verzichtet erneut auf Kick-Drums und nimmt der Musik damit den vermeintlichen Motor. Zu Fahrstuhlmusik ohne Groove verkommen die neun Stücke trotzdem nicht. Für ein Taktgefühl sorgen Elemente, die bei einer lauten Kick-Snare-Kombination untergehen würden. Barker erhebt die Details in tragende Rollen. Mit einer mathematischen Genauigkeit verbindet er synthetische und psychedelische Sounds, die trotz aufgedrehtem Reverb-Effekt organisch klingen. In »Gradients Of Bliss« genügen Hi-Hats, ein Schüttelidiophon und eine hypnotische Synth-Melodie, »Die-Hards Of The Darwinian Order« klingt wie mit einem dumpfen Filter belegt, der hin und wieder von euphorisch aufspielenden Streichern durchbrochen wird und »Wireheading« beruhigt wie das Schnarchen des leistungsstärksten Computers der Welt. Barkers Klanggerüste sind anders und bewegen trotzdem. Damit erreicht »Utility« eine Hörerschaft, die nicht nur tanzen, sondern sich in der Musik auch verlieren möchte.

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Barker
Utility
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