Review

Dalglish

Niaiw Ot Vile

PAN • 2013

Die Klangwelt von Chris Douglas muss man sich als eine Installation für »Total Wipe Out« vorstellen. Ein wenig entschleunigt zwar, aber genauso glitschig, schlidderig und hinterhältig wie diese unberechenbaren Hindernis-Parcoure. Wobbelnde rote Bälle, Matschtröge und immer – wirklich immer – diese Unstetigkeit und Instabilität der Elemente, die sich jeglicher Kontrolle entziehen. Manchmal bewegen sie sich unversehens und blitzschnell hinter einen. Manches Mal zerfallen sie einfach und hinterlassen einen Unterdruck. Eingerahmt hat der Kalifornier alles mit rund einhundert Diaprojektoren, die sich gegenseitig überblenden, dahin schmoren und zu Flackern beginnen, wenn man Details zu erkennen meint. Douglas stromert in dieser Welt bereits seit 1998 herum, seit 2004 auch unter dem Pseudonym Dalglish. Er hat sich an das Blinzeln und die vom Rhythmus emanzipierte Rhythmik gewöhnt. In einem Interview mit dem mittlerweile eingestellten Goon Magazin hatte der Wahlberliner 2004 ganz selbstverständlich postuliert, dass es im Bereich der Beats nicht mehr allzu viel zu sagen gäbe. Somit kann man auch hier lange nach diesen suchen bzw. nach etwas, das der gängigen Idee von Beat entsprechen würde. »Niaiw Ot Vile« besteht aus vielschichtigen Strukturstudien und glasklaren Klangmodulationen, die unversehens ineinander stürzen, kurz verharren, sich verbohren und abprallen. Und selbst in den ruhigen, ambienten Momenten kann man immer noch sicher sein, am Ende auf ein Feld herumstreunender Glasmurmeln zu treten.

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