Review

Darling Farah

Body

Civil Music • 2012

Unaufmerksam gehört, lässt sich Darling Farahs LP-Erstling als eine Ansammlung halbfertiger Trackskizzen missinterpretieren. Dürftig kurz wirken zunächst viele der Stücke, übermäßig karg erscheinen die oftmals repetitiven Kompositionen. Was Kamau Baaqi mit »Body« vorlegt, erweist sich jedoch bei höherer Lautstärke und gewissenhaftem Lauschen als ganz bewusst reduzierter Techno aus dem Berlin-Detroit-Kontinuum, dessen handverlesene Bestandteile in ihrem komplementären Zusammenspiel beachtliche Wirkung entfalten. »Forget It« und »Fortune« etwa sind so virtuos arrangiert, dass ihnen nur mittels ein paar veredelter Synthie-Loops und dem schrägen Shuffle gedämpfter Kickdrums eine fesselnde Atmosphäre gelingt. Von entscheidender Bedeutung ist hier Baaqis Talent, durch subtile Veränderungen die Spannung aufrecht zu erhalten – eine wertvolle Gabe, die auch dem bassline-bezogenen »Realised« und dem Motor City-reminiszenten Titelstück »Body« zugute kommt. Statt auf Clubtauglichkeit liegt Baaqis Priorität auf einer langlebigen Klangästhetik, zu deren Gunsten er jeden der weitestgehend düsteren Albumtracks minimal ausstattet und ihren wenigen Elementen so maximalen Platz lässt. Infolgedessen entwickelt jede Ebene und jeder Effekt ein Eigenleben, der Sound erweckt einen unerwartet reichhaltigen Eindruck und lenkt das Gehör auf die Details und die Struktur. Am Ende steht ein für einen 20-jährigen überraschend reifer Debüt-Longplayer, nach dessen Ausklingen definitiv feststeht: weniger ist verdammt nochmal tatsächlich mehr.