Review

David Nesselhauf

A Guide To Afrokraut III

Légère Recordings • 2023

Das Kunstwort »Afrokraut« erschließt sich eigentlich von selbst, wenn man seine Bestandteile betrachtet: Afrikanische Musik lässt sich zwar nicht auf ein oder zwei Merkmale reduzieren, auch wenn das Klischee, genährt durch zahllose Neuauflagen von Fela Kuti und seinen Epigon*innen, gut lebt. Aber es ist gerade die Funkyness von Fela Kutis legendärem Drummer Tony Allen, die sich gut mit ausgedehnten, treibenden Stücken zusammendenken lässt, die immer wieder nach außereuropäischen Einflüssen suchen.

Die Idee, diese einst vor allem von der Band Can in die Welt gesetzte Fusion weiterzuentwickeln, trägt das Projekt des Hamburger Multi-Instrumentalisten David Nesselhauf nun schon über drei akkurat durchnummerierte Alben. Mal bildet die klassische Polyrhythmik des Afrobeat die Basis, mal fügt Nesselhauf afrikanische Gitarren zu einem Kraut-Beat hinzu, immer mit Blick sowohl in den Kosmos als auch auf den Dancefloor, ohne die delikaten Zutaten zu banalisieren. Auch wenn die Referenzen ehrwürdig sind: Das Ergebnis klingt, wenn schon nicht bahnbrechend neu, so doch frisch und vor allem höchst eigenständig. Dass hinter der musikalischen Idee natürlich die Idee der Grenzüberschreitung steht, macht »Afrokraut III«, das übrigens eine hübsche Version des Visage-Hits »Fade To Grey« enthält, auch zu einem Statement über die Musik hinaus.