Review

Eli Keszler

Icons

LuckyMe • 2021

Eli Keszler ist zwar Drummer, eigentlich aber Elektroakustiker. Wie bei sonst kaum jemandem klingt bei dem New Yorker Künstler das Resultat eher abstrakt und atmosphärisch als nach verschwitzten Armbeugen. Schon auf seiner letzten Solo-LP für Shelter Press, »Stadium«, zeichnete sich im Sound ein bisschen mehr Greifbarkeit ab und »Icons« auf LuckyMe bietet tatsächlich – ja, bisweilen fast nach Jungle und Nu Jazz klingenden Grooves. Schon der Opener »All the Mornings in the World« lässt New-Age-Klangflächen und bauchige Percussion miteinander harmonieren, »The Accident« könnte sich mit seinen jazzig-progressiven Anleihen auf 45 rpm vermutlich gut in LTJ Bukems »Logical Progression« einpassen und »Civil Sunset« ließe sich locker in die Playlist einer Beach-Bar zwischen ein paar alte Sonar-Kollektiv-Nummern schmuggeln. Doch auch wenn diese eher überraschenden Anschlüsse an Altbekanntes und Konventionelles zuerst ins Ohr fallen, wird »Icons« eigentlich von den klangkünstelnden Miniaturen dominiert, die Keszlers Arbeit eigentlich so faszinierend machen und denen eine unheimliche emotionale Ambivalenz eingeschrieben ist. Bisweilen heulen elegische Synthie-Töne auf, die wohl nicht von ungefähr an Oneohtrix Point Never erinnern – die beiden arbeiten regelmäßig zusammen – und manchmal ist überhaupt nicht erkennbar, welche Klänge dieses Albums überhaupt noch auf traditionelle physische Schlaginstrumente zurückzuführen sind. Denn Keszler mag sich zwischendurch mal wieder als Drummer erkenntlich ergeben, eigentlich aber ist »Icons« das Werk eines Elektroakustikers, eines Zerlegers und Neuzusammenbauers. Und nebenbei noch gesagt eines seiner besten.