Review

Eli Keszler

Last Signs Of Speed

Empty Editions • 2016

Don’t DJ, Tolouse Low Trax und andere, vor allem aus der Umgebung des Düsseldorfer Salon des Amateurs kommende Künstler hauchen aktuell der Clubmusik ein Gefühl für Rhythmen ein, die exotisch wirken und dennoch toolig daher poltern. Auf der anderen Seite sucht verquere wie populäre Musik immer mehr die Nähe zu jazzigen Grooves und rhythmischen Ausfällen, wie sie entweder in zerlegten Clubsounds oder in der Echtzeitmusik-Szene hörbar sind. Eli Keszler steht irgendwo in der Mitte von allem. Eigentlich sogar steht er über der affektierten Schlagwerker-Front und vielleicht am ehesten Querköpfen wie Sven-Åke Johansson oder dem unterschätzten Chicagoer Frank Rosaly nahe. Keszler denkt das Drumkit als Installationsobjekt und Rhythmen als zerlegbare Einheiten. »Last Signs Of Speed« kreischt und dröhnt, raschelt und zischt mit eigenartigen Klängen, die der Multiinstrumentalist einer Reihe von (Nicht-)Instrumenten – Rhodes, Klavier, Mellotron, Glockenspiel, Steine und Schutt – abnötigt und die eigentlich nur die Bühne für die eigentlichen Protagonisten von Keszlers Musik stellen: Wilde, wirre, verschlungene Grooves. Sein Drumming hat ein Eigenleben, changiert zwischen abgehangenem Bebop und Death Metal-Fill-Ins, gewinnt seine Intensitäten gleichermaßen im Zusammenspiel wie im Kontrast mit den darum frei rotierenden Sounds. Ob er das ganze Kit verwendet oder mit dem Besen die Snare und eine geschlossene Hi-Hat abklappert, der verkrümmt über seinem Hauptinstrument hängende Musiker schafft vor allem eins: Intensität. Und mit der einen eigenartigen Sound, fast tanzbar und wie ein fehlendes Bindeglied zwischen einer Paal Nilssen-Love-Aufnahme und einem Autechre-Album. Kurzum klang: selten so zugänglich und niemals zuvor dermaßen eigenartig. Seine kleine Kurskorrektur am Schlagzeug erklärt der New Yorker übrigens damit, zuletzt viel in Clubkontexten gespielt zu haben. Irgendwann wird er sich vielleicht mit den neuen Rhythmikern in der Mitte treffen. Bis dahin bleibt mit »Last Signs Of Speed« ein überragendes Album erhalten, das über allem Vergleichbaren steht.