Review

Furyon / Anymus

Trance Exploder / Trance Atlantic Flow

STROOM 〰 • 2022

Trance. Ganz nackt. Ohne Brimborium. 1993 zielt niemand auf den Hands-up-Break-und-Drop-Moment im Takt einer Zigarette, die man verschwitzt in zwei Zügen runterraucht. Die Leute packen sich eher gelbe Sonnenbrillen ins Gesicht, schmieren Gel in die Haare und tragen Schuhe auf ihren Plateaus. Damit zieht es sie in dunkle Keller, wo es laut ist, die Luft steht und Blitze zwischen Silhouetten zucken. Belgien ist im Trance- und Techno-Game der große Shit. Nicht weil alles glitzert und die Synthesizerflächen nach einer Spontanejakulation von Modeinfluencern aussähen. Sondern weil die Leute für die Langstrecke planen. Furyon und Anymus, zwei belgische Producer, deren Namen so klingen, als hätten sie die Grundpfeilfer von Anonymous gelegt, lassen die Kickdrum marschieren – vorwärts immer, rückwärts nimmer! Dabei spielen DJs »Trance Exploder« von Furyon allein schon wegen des Zwei-Minuten-Instrumental-Intros zu Peaktime-Kaperungen, öffnen nach vier Minuten aber bereits alle Schleusen und fluten den Laden mit Ecstasy-Tränen. Anymus’ »Trance Atlantic Flow« gibt sich als cooler Bruder, der sich die Fingernägel schwarz lackiert, Kajal unter die Lider schmiert, aber statt The Cure nur Drexciya ballert. Wer nach Material fürs Closing sucht, geht mit dem Flow und tranced sich out.