Mag es noch sehr nach gefühlsverzücktem, weltentrückten Sturm und Drang klingen (und angesichts Samuel T. Herringtons markanten Bühnenperformances auch aussehen), man lasse sich bitte nicht lumpen: Hinter dem verträumten Bandnamen Future Islands stehen beinharte Männer vom Fach. Zunächst wird gejammt, dann notiert sich der Sänger, was ihm so drauf einfällt, und ob das Ergebnis ein Endergebnis ist, entscheidet die Feuerprobe vorm Publikum. Schon seit 15 Jahren. Mittlerweile weiß die Band aus Baltimore, Maryland also ganz genau, welche Melodien von welchen Basslinien angetrieben werden müssen, um, auf Synthieschwingen davongetragen, alle in vollster Ergriffenheit zurückzulassen. Dass sie das Album, das sie 2014 in den Mainstream befördert, ganz selbstgenügsam »Singles« betiteln – was für ein Understatement. Was für ein Coup. Kaum überrascht es daher, dass Future Islands in bewährter Manier weitermachen und, maschinenartigen Sounds große Gefühle entgegensetzend, auch diesmal nicht baden gehen. Wobei das emotionale Songwriting auf »The Far Field« teilweise gefährlich nah am Beckenrand unterwegs ist. Mag das zentrale, zeitlose und deshalb immer zeitgemäße Motiv der Reise gut gewählt sein. Dass es dabei vorbei an »Caves« und »Ancient Water« durch »Fields Of Roses«, sogar »Black Roses« geht und wahlweise »Candles«, ein »Day Glow Fire« oder ein »North Star« den Weg weisen, ist das Eine. Sprachbildliche Opulenz muss ja nicht zwangsläufig mit Kitsch einhergehen, oder? Doch noch ehe man sich versieht, ist Herrington in die Rolle des Predigers schlüpft, der seine diesseitsverwirrte Hörerschaft mit Zeilen wie »You don’t have to change« therapiert. Berühmt ist der Mann für seine kehlig drängende Stimme geworden, ein Timbre voll Weltschmerz, das auch auf »The Far Field« anklingt, für »Ran« etwa schöpft Herrington erneut aus den Vollen. Dass solch ein Stimmkaliber nur wenige Minuten später für Plattitüden wie »it’s not easy being human« herhalten muss, ist allerdings reinste Verschwendung.
The Far Field White Vinyl Edition