Review

Dry Cleaning

Stumpwork

4AD • 2022

Nur ein gutes Jahr nach ihrem gefeierten Debüt »New Long Leg« schlendern Dry Cleaning auf ihre lakonische Art schon mit einem Nachfolger unterm Arm um die Ecke. Die Band um Florence Shaw – der Sängerin, die nicht singen mag und stattdessen lieber sprechsingt – ging für »Stumpwork« wieder mit John Parish in die walisischen Rockfield Studios, nur ließen sie sich dieses Mal mehr Zeit. Zeit zum Experimentieren, zum Improvisieren und um ihre Tischtennis-Skills auf Vordermann zu bringen. Neben vielleicht besserer Beinarbeit und ein paar Ping-Pong-Sounds im elegant groovenden Opener »Anna Calls From The Arctic« zeigt sich all das vor allem an der erweiterten musikalischen Palette. Mal angepisst rockend, dann wieder gemächlich und harmonisch dahin-janglend, trauen sich Dry Cleaning Schritt für Schritt aus ihrer Komfortzone, integrieren eisige Ambient-Flächen, variieren die Song-Längen und: Florence Shaw singt tatsächlich! Zugegeben nicht sehr oft, aber wenn, dann lohnt es sich. Wie verträumt sie etwa den Titel »Gary Ashby« flötet oder oder im Refrain der ersten Single »Don’t Press Me« die schönen, sehr Ohrwurm-verdächtigen Zeilen haucht: »You are always fighting me / You are always stressing me out«. Shaws Lyrics sind zwar noch immer recht surrealistisch, doch teilweise auch offen politisch, familiär oder selbstironisch lesbar. Das alles macht »Stumpwork« zu einem richtig guten (und oftmals ja als besonders schwierig geltenden) zweiten Album einer Band, von der wir noch weitere Großtaten erwarten dürfen.