Review

Adrianne Lenker

Bright Future

4AD • 2024

Kann man Verbundenheit und Geborgenheit zum Klingen bringen und aufnehmen? Wie klingt Freundschaft, wie klingt Nähe, wie klingt Vertrauen? Solche und ähnliche Fragen dürften die Big-Thief-Sängerin Adrianne Lenker bei ihrem neuen Soloalbum umgetrieben haben. Antworten fand sie zusammen mit ihren drei Verbündeten Nick Hakim, Mat Davidson und Josefin Runsteen fernab der Zivilisation im komplett analog eingerichteten Studio Double Infinity. Tief im Wald gemeinsam in einem Raum zu musizieren und sich ebenso behutsam wie intuitiv aufeinander einzulassen, kann magisch sein, wie »Bright Future« beweist. Zerbrechlich, organisch, spontan und ungefiltert klingen die neuen Songs, in denen selbst kleine Details wie Fingerspitzen auf Gitarrensaiten oder leise schrubbende Filzpads auf dem Klavier wie große Offenbarungen wirken können und in denen man an der Lautstärke der Stimmen immer hört, wie nah wer am Mikro stand. Vertraut und zugleich vertrauensvoll singt Lenker ihre anrührenden, meist traurigen Liebeslieder, die durchaus auch (wort-)spielerisch ausfallen können. Da merkt sie (wie vor langer Zeit schon Sonic Youth), dass »Love« rückwärts »Evol« ist, aus »kiss« wird »ssik«, aus »teach« wird »cheat« und aus »part« wird »trap«, um dann im Refrain ganz klar zu fordern: »You have my heart / I want it back«. Als wäre man live bei den Aufnahmen dabei gewesen, lässt man sich von »Bright Future« nur allzu gerne verzaubern.