Review

Hubert Daviz und der Retrogott

»Kokain Airlines«

ENTBS • 2014

Ich bin sicher, Hubert Daviz und der Retrogott mögen zwar mit »Kokain Airlines« fliegen, sie trinken auf den Flügen dennoch brav ihren Tomatensaft. Im heimischen Studio bei Hubert Daviz wird dann Heineken serviert, meistens Freitags. So zumindest die Vermutung, die nach dem Hören des ersten Tracks »Klebeband aus Porzellan« aus der gemeinsamen EP »Kokain Airlines« der beiden Kölner naheliegt. Ansonsten: Altbekanntes, weil Altbewährtes. Hubert Daviz sorgt für die musikalische Untermalung. Meistens sind das feinsinnig ausgesuchte Jazzsamples, die distungiert über filigrane Drumbreaks gleiten. So weit, so gut. Manchmal wird dieses Muster aber durchbrochen, dann wird es besonders gut. So zum Beispiel auf »Kunstunterricht«, auf dem eine düstere Bassline über einen reduziertes Beatkorsett wuchert, ehe ein gefühlvolles Pianosample zum Ausklang formiert. Ein weiteres Highlight, beziehungsweise das Highlight: das abschließende »Ah oui oui«, auf dem Hubert Daviz und der Retrogott den inneren B-Boy beschwören. Daviz holt hier den Funky Drummer, den er hinter den Untiefen seiner rumänischen Jazzsammlung in der dunkeln Ecke seines Plattenschranks versteckt, aus dem Regal und sieht sich darin inspiriert, fortan die Uptempojazzschleifen frei aus seiner SP zu schleudern. Der Retrogott steckt in nichts nach, rappt sich hier die Seele aus dem Leib und noch beachtenswerter: sorgt mit seinen gescratchten Cuts für die kongeniale Ergänzung dieses aus der Zeit gefallenen Beats. Großartige EP.