Review

Jean-Luc

Des Litres D’essence

Knekelhuis • 2019

Um den Brückenschlag zwischen glucksenden Bässen aus dem Acid-Schuppen, allerlei metallischem Klimbim untergründiger Industrialwerke und leiernden Synthesizern von Vorvorgestern zu machen, muss man zwischen musikalischen Welten wandern und möglichst keine Aversionen gegenüber der Vergangenheit hegen. Schließlich war alles schon mal da. Es darf also zugegriffen werden. Die aus »unterschiedlichen Ecken Europas« zusammengewürfelte Band Jean-Luc tut für ihre Erstlings-EP auf Knekelhuis genau das. Entstanden sind fünf Stücke, die so klingen, als hätten ein paar französische Existentialisten ihre Köpfe aus schwarzen Rollkragenpullis gestreckt und sich im abgewrackten Proberaum verbarrikadiert, um neben der Lektüre von Jean-Paul Sartre und Albert Camus den kargen Klängen von La Monte Young zu lauschen, während nebenan eine glücklose Krautrockband auf die Idee kommt, die allerletzte Reunion zu feiern, indem sie sich den nihilistischen Sound der späten Siebziger durchs Oberstübchen pfeift. Klingt ganz schön wild – und wird einigermaßen absurd, sobald neben abgebrühten Saxofonen auch noch frankophile Gesangseinlagen aus den Filtern gequetscht werden. Herrlich, dass Jean-Luc zwischen all dem Zinnober auf »Des Litres D’essence« trotzdem ein wenig ernst gemeinten Pathos rüberwehen lassen und sich nicht sich völlig in ihren Synthesizerorgien verlieren. Mal schauen, auf was wir uns zukünftig noch freuen dürfen.