Obwohl ja eigentlich eindeutig, führt der Titel »Funk & Soul Covers« doch in die Irre. Denn zunächst handelt es sich in der Mehrheit zwar durchaus um Hüllen von Soul- und-Funk-Schallplatten, aber auch Jazz, Disco und Afrobeat (samt aller möglichen Kombinationen daraus) verstecken sich hinter den sehr unterschiedlich gestalteten Covern. Deswieteren geht es nicht so zentral um die Künstler und ihre Motive, sondern auch um den Werdegang der Musiker, die Entstehungsgeschichte einzelner Labels oder um bestimmte Songs des jeweiligen Albums.
Vorausgeschickt sind neben einer kurzen Einleitung drei Interviews (wie alle Texte jeweils in einer englischen, deutschen und französischen Version) mit dem Biographen vieler Soul-Größen David Ritz, dem Produzenten Larry Mizell und Gabriel Roth, Mitinhaber von Daptone Records Danach folgen über 500 Seiten, alphabetisch nach Interpreten sortiert die einzelnen Cover. Von naiver Kunst in knalligen Primärfarben über perfekt inszenierte Hochglanzfotos und Collagen bis hin zu minimalistisch-futuristischen Grafiken werden die unterschiedlichsten gestalterischen Ansätze und Ergebnisse nebeneinander gestellt. Blaxploitation-Soundtracks mit besonders ikonografischen und kraftvollen Motiven des Schwarzen Amerikas der 70er-Jahre treffen auf konventionelle Band-Fotos oder intime Porträts. Dabei gehen die kurzen Textchen, die viele der Abbildungen begleiten, leider nicht immer explizit auf die Gestaltung ein, was die Einordnung der verschiedenen Grafiker erschwert. Und auch bei manch einem, sexistischen Motiv fehlt stellenweise die Kommentierung. Dass die halbnackte Frau auf dem Cover höchstwahrscheinlich nicht in der Band spielt, macht die Sache dann nicht gerade besser – aber schließlich stehen hier die Bilder im Zentrum und nicht ihre Kontextualisierung.
Trotzdem ist »Funk & Soul Covers« allein angesichts des üppigen Umfangs mit durchgängigem Farbdruck ein sehr wertiges Lexikon zu einem erstaunlich günstigen Preis. Printed in China macht das bei Bildbänden aller Art schon seit Jahren möglich. Diese Fülle sorgt wie von selbst dafür, dass neben absoluten Größen wie James Brown, Curtis Mayfield oder Marvin Gaye auch Raritäten und eher Obskures zu entdecken ist. So findet man zwar jede Menge Motown Stax aber auch die Afrorock-Pioniere von Demon Fuzz. Zum Abschluss sind dann noch einige DJ-Bestenlisten versammelt, die von üblichen Verdächtigen wie Eothen »Egon« Alapath (Now-Again Records) und ähnlichen Grate Diggern bis zu einer Hälfte von Air oder dem Buraka Som Sistema reichen. Bestenfalls ergänzt die Gestaltung die verpackte Musik – doch eines machen alle Beteiligten deutlich: die Liebe zur Musik steht immer an erster Stelle.