Review

The Heliocentrics

From The Deep

Now-Again • 2016

Das Londoner Bandgefüge The Heilocentrics ist eine (mindestens) siebenköpfige Hydra. Nicht, weil ihr beim Verlust eines Kopfes weitere wachsen, sondern weil man als Hörer schier den Kopf verliert. Als heimlicher Bandleader lässt sich der Drummer Malcolm Catto ausmachen. Ihre Spielart ist… ja, was soll man da sagen. Zuallererst wohl Jazz. Jazz, der divergierende Einflüsse aufgreift und weiterspinnt, anstatt sie lediglich zu umkreisen. Die Einflussvielfalt der Truppe webt ein engmaschiges Netz aus Soul, Funk, Psych- und Krautrock, garniert mit dem leisen Drama des europäischen Kinos der Siebziger – und überführen es in ein kraftvolles Outfit aus Afrobeat. Dieser Ansatz, der einerseits ein sehr traditioneller ist, andererseits das Gegenteil davon, trägt exotische Früchte. Das Stichwort »Weltmusik« würde ihnen kaum gerecht. The Heliocentrics machen Musik von Welt. Wer ihre Platten hört, kommt viel rum. So auch auf ihrer neuen LP »From The Deep«. Von der Tiefe ausgehend – und nicht etwa aus ihr herausgehend –unternehmen sie eine weitschweifende abenteuerliche Reise, deren einzelne Stationen eine große Weite in musikalischen Abgründen entdecken. Viele Tracks knacken dabei nicht die einmal die Zwei-Minuten-Grenze. Fragmentarisch wirken sie allerdings nicht. Sie sind komplette, komplexe Klangbilder, bei denen man meinen könnte, sie würden den assoziativen Stimmungen ihrer Titel nacheifern. Die Tracks »Telekinesis«, »Something Bad A Coming«, das perkussive »Thunder And Lightning« oder die unter Spannung stehende »Gas Bottle« bezeugen dies klangvoll. Auch der Rest klingt überzeugend. Oder vielmehr überragend.