Review

John Beltran

Espais

Delsin • 2015

Ambient erreichte 2014 einen vorzeitigen und überraschenden, wenngleich stilgetreu leisen und bescheidenen Höhepunkt. In den letzten zehn Jahren brachte das esoterische Nischengenre kaum so viele starke Alben hervor wie letztes Jahr. Die Anthologie »Music For Machines« übertraf sie jedoch alle. Die von John Beltran kompilierte Sammlung war ein fein gewebtes Meisterwerk, das verschiedene Genrepoetiken in ein logisches Narrativ einband. Die Stringenz von »Music For Machines« fehlt »Espais«, John Beltrans neuem Solo-Album. Der Detroiter, der seit über 20 Jahren auf Traditionslabels wie Peacefrog R&S und mittlerweile überwiegend Delsin releaset, nannte vorab Filmkomponisten wie Vangelis oder Hans Zimmer als Inspiration für die 17 neuen Stücke, auf die schon in naher Zukunft ein neues Album folgen soll. Mit diesen Vorbildern teilt Beltran eine besondere Gabe: Obgleich sein Sound eindeutig erkennbar ist, durchläuft er eine beeindruckende Bandbreite von Facetten. Von atmosphärisch schweren Electronica-Anleihen bis hin zum verknisterten Piano-Stück ist auf »Espais« viel zu hören und steht friedvoll nebeneinander. Nur das Miteinander der einzelnen Tracks will dem Album nicht so gekonnt gelingen wie das noch auf der himmlisch homogenen »Music For Machines« der Fall war. John Beltrans Soundtrack muss leider ohne ein Narrativ auskommen. Das ändert zwar nichts an der diskreten Schönheit seiner Musik, hätte aber ein bisher Ambient-armes Jahr 2015 mit einem Höhepunkt zur Halbzeit krönen können.

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