Review

Kabuki

Meditations

When Spirits Meet • 2014

In Zeiten schwindender Religiosität und einem zeitgleich in der breiten Masse immer lauter werdenden Bedarf an Spiritualität, finden wieder zunehmend Mantras ihren Weg in unsere Mitte. Ein jeder kennt die gängigen Mantras des Buddhismus: »Nam-Myoho-Renge-Kyo«, oder das mit dem Urlaut beginnende »Om-Mani-Padme-Hum«. Wiederholt man ein solches oft genug, vermag es den Meditierenden in Einklang mit seinem Mantra, seiner Umgebung und schlussendlich sich selbst zu bringen. Kommt einem unverhofft vertraut und doch fremd vor? Weil die meisten von euch seit jeher ihre eigene Silbenkombination haben, die sie bereits so häufig vernommen haben, dass sich ihr eigentlicher Sinngehalt längst von seinem Klang losgelöst hat. Wer immer noch nicht weiss wovon ich rede, der sage laut, und mit Zuhilfenahme des Zwerchfells und des Rachens, folgende Silben auf: »Nngh-Cha-Ke-Chuh-Ungh-Tse-Ka«. Hier zumindest haben wir die Ursubstanz, aus der der meditative Leitfaden des vorliegenden Werks geschnürt wurde. Was kein Versuch sein soll Hip Hop oder allgemein Musik mit den Lehren des Buddhismus gleichzusetzen. Was die Absicht und den Effekt beim Meditieren wie auch beim Musikhören allerdings angeht, so gibt es ganz klar Parallelen, die im konkreten Fall von Kabuki’s neuestem Werk überdeutlich werden. Das Leitbild des Praktizierenden ist stets sein Meister. Gewidmet ist diese Scheibe Primo, Pete Rock & Dilla, denen man mehr als gerecht wird. Glasklare Beats, ohne Geschnörkel, die gemächlich vor sich hin wabern. Für sich genommen verstehen sich diese Instrumentals ebenso deutlich, wie auch als Teil eines grösseren Ganzen, wenn Sie, beispielsweise mit Sprechgesang ergänzt, von der Binnen- zur Rahmenhandlung mutieren, wie das »Sadat« Feature am Ende veranschaulicht. Seinem Wiegenkind und dessen Tradition treu bleibend, nutzt Kabuki ausschliesslich Materialen aus der Anfangszeit diese Genres. Vinyl, Tape und Transistoren verleihen dem Schienenwerk des Drumcomputers die lebendige Dynamik , von der diese LP so strotz und die für die Elevation sorgen, mit der sich dieses Album von seinesgleichen abhebt.