Review

Kendrick Lamar

OST Black Panther

Interscope • 2018

»Blackness durchdringt ›Black Panther‹ auf eine sehr spezifische und notwendige Weise. Zum ersten Mal seit langer Zeit sehen wir einen Film über Schwarze, die Einfluss ausüben, die Macht haben«, erklärt Jamie Broadnax vom Comic-Fanzine Black Girl Nerds: _»Sie beherrschen ein Königreich, sie erfinden fortschrittliche Technologien. Einmal haben wir es nicht mit Schmerz zu tun, mit schwarzem Leid und schwarzer Armut. Das sind normalerweise die Themen erfolgreicher Filme über die afroamerikanische Erfahrung.«

Mit Wakanda erfindet Marvel in »Black Panther« einen idyllischen, afrikanischen Staat, der von den Traumata von Kolonialismus und Postkolonialismus verschont blieb, der zugleich archaisch ist und hochmodern. Und dieses Empowerment findet auch hinter der Kamera statt. Die meisten Schlüsselpositionen der Filmproduktion wurden von Schwarzen besetzt, auf der Leinwand sind nur zwei weiße Schauspieler zu sehen. So bringt der Film eine afroamerikanische Befindlichkeit nach Hollywood, die dort trotz Superhelden wie »Hancock« (mit Will Smith) oder Oscar-Gewinnern wie »Moonlight« bisher keinen Platz hatte.

Der Erfolg gibt »Black Panther« recht: Allein der Teaser Trailer hatte innerhalb von 24 Stunden 89 Millionen Views. Im Social Media produzierte der Film einen eigenen Diskurs und eine ganze Reihe von Memes. Die New York Times stellte sogar zur Diskussion, ob der Film ein definierendes Moment für das Schwarze Amerika verkörpere. Dabei interessierte der Umstand, dass kein geringerer als Kendrick Lamar für den Soundtrack verantwortlich ist, nur am Rande. Vielleicht hat das damit zu tun, dass der Score des Schweden Ludwig Göransson im Film präsenter ist. Vielleicht passt auch Lamars Zerrissenheit nicht zu den Bildern, die der afroamerikanischen Realität eine Heldenphantasie entgegenstellen. Für Lamars Verhältnisse wirkt der Soundtrack gefällig und professionell. In fünf Songs ist er gecredited, die übrigen hat er kuratiert. Mit Schoolboy Q, 2 Chainz, Khalid, Vince Staples oder Future ist ein breites Spektrum von Rap Royalty vertreten. Und Babes Wodumo, Sjava und Yugen Blakrok sind zwar auch südafrikanische Künstler dabei, die aber eher bedienen Weltmusikklischees bedienen. Die meisten Songs sind solide Konfektionsware, die nichts mit Lamars Soloalben zu tun hat, sondern eher an seine Kollaborationen mit Sia oder Travis Scott anknüpft. Bei den Singles mit The Weeknd und SZA gelingt es Kendrick Lamar nicht, mit seinen hermetischen Raps eine Beziehung zum Gegenüber aufzubauen. Zu den besseren Songs auf dem Soundtrack gehört der launische, britische Soul von Jorja Smith und „X“ von ScHoolboy Q, 2 Chainz & Saundi mit seinem mäandernden Trap-Groove. Der beste Song ist mit seinen verstimmten Pianos und verlorenen Drumpattern »Black Panther«. Da rappt Kendrick Lamar allein, und er redet Tacheles. Der Black-Panther-Phantasie entsprechend ist er der König seiner Stadt, seines Landes, seines Heimat. Aber er kann die afroamerikanische Erfahrung nicht ausblenden, und so ist er eben auch König der shooters, looters und boosters. So setzt sich Lamar einen Schmerz aus, den der Film verdrängt.


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