Für Typen wie Kutiman wurde der Begriff »Multi-Talent« erfunden. Der Israeli ist Songwriter, Multi-Instrumentalist, Orchester-Leader und Videokünstler in Personalunion. Bekannt wurde Kutiman durch seine YouTube-Mashups, die schon als postmoderne Hommage »an die Kinder des digitalen 21. Jahrhunderts« bezeichnet wurden. Bei all seinen filmischen Tätigkeiten (ähnlich legendär: audiovisuelle Montagen mit lokalen Musikern in Tokyo, Tel Aviv und New York) stand seine eigene Musikkarriere bislang hinten an. »6am« ist erst sein zweites Album seit 2007, natürlich beinahe komplett alleine eingespielt. Jazzig verwaschene Soul-Funk-Sounds, bei denen eine Vorliebe für Classic Rock durchscheint, stehen hier neben psychedelischem Rock mit wehmütigem Gesang (»Shine Again«). »Stranger on the Follow« ist ein grandioser Popsong mit einer fast kalifornischen Leichtigkeit, bei dem sich orientalische Fuzz-Gitarren mit epischen Streichern abwechseln. Im instrumentalen Closer driftet Kutiman dann in entrückte Piano-Welten ab. Auch filmmusikalische Momente von »James Bond« bis Ennio Morricone gibt es auf diesem hübschen Album im Überfluss.

6am