Die Finanzkrise ist überall, selbst Indie-Bands sind davor nicht sicher und eben doch nicht so »independent«. Davon können Lanterns On The Lake einige Lieder singen. Wenn auch nicht offensichtlich politisch spielen die emotionalen Texte des zweiten Albums immer wieder auf die aktuelle politische Situation im Königreich an: »We’ve been sold a thousand lies this year« oder »they won’t stop till they see us on the ground« sind dafür nur die deutlichsten Beispiele. Als persönliche Konsequenz der Krise verloren Band-Mitglieder ihre Jobs und es wäre beinahe nicht zur Fertigstellung des Albums gekommen, denn die Brüder Adam und Brendan Sykes verließen schließlich die Band. Mit neuem Bassisten ging es dann aber als Quintett weiter und unter Aufbringung letzter finanzieller Reserven wurde »Until The Colours Run« doch noch fertig gestellt. Das Durchhalten hat sich gelohnt, denn die neun atmosphärisch dichten Songs sind Musik gewordene Melancholie in Reinform. Anstatt der aus der wirtschaftspolitisch verordneten Ohnmacht entstandenen Mischung aus blinder Wut und apathischem Aufgeben flüchten sich Lanterns On The Lake eher in eine Parallelwelt: gerade textlich ist die Verbindung mit der Wirklichkeit zwar immer noch gegeben, musikalisch aber flieht man in folkig-balladesken Pathos mit stilvoll reduzierten Streichereinsätzen. Das klingt schön, hat Haltung und ist hoffentlich krisenfest.
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