Review Folk

Lula Pena

Archivo Pittoresco

Crammed Discs • 2017

Tape des Jahres 2024

Eine Akustikgitarre und eine Stimme, das ist zuerst recht wenig. Lula Pena macht aber sehr viel draus. Die portugiesische Lyrikerin und Komponistin kann indes keineswegs auf eine breite Diskografie zurückblicken, nach dem Album »Phados« aus dem Jahr 1998 sollte es stolze zwölf Jahre dauern, bis der Nachfolger »Troubadour« erschien. »Archivo Pittoresco« scheint da mit sieben Jahren Abstand fast ein Schnellschuss und ist doch alles andere als das. Stattdessen ist das malerische Archiv der Lula Pena ein polyglottes Sammelsurium aus eigenen und fremden Texten, mal gesungen in der eigenen Sprache, mal in romanischen Zungen oder sogar auf Griechisch präsentiert. Das nur mit einer Gitarre, die einerseits den portugiesischen Fado aufnimmt und andererseits zarte Bossa Nova-Rhythmen aufgesogen hat, dort Schlenker im Flamenco-Stil macht oder hier und dort schlichte Folk-Muster und Blues-Phrasierungen in den musikalischen Potpourri wirft. Elegantes Fingerpicking trifft auf einen bauchig-bassigen Sound und handgeklopfte Grooves. Das bietet trotz seiner Reduziertheit schon ziemlich viel, denn Pena schafft mit nur wenigen Mitteln ein reiches Musikbett, auf dem sich ihre Stimme entfalten kann. Über 13 Songs strapaziert die ihre Stärken – das dezente Zittern in den Höhen, das raue Crooning – zwar etwas über, schafft aber eine beeindruckende Intimität mittels gesanglicher Intensität. Denn auch das ist letztlich ziemlich viel: In gut einem halben Dutzend Sprachen eine emotionale Palette zum Ausdruck zu bringen, die auch ohne Übersetzung verständlich bleibt. »Archivo Pittoresco« ist ein kleines Kuriosum, reichhaltig angefüllt mit verschiedenen Klangfarben und expressiven Nuancen. Letztlich jedoch ist es nur ein Album, das mit Stimme und Gitarre allein auskommt.

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