Review

Nihiloxica

Source Of Denial

Crammed Discs • 2023

Das Miteinander von perkussiver Musik mit Live-Elektronik und Dub-Methoden hat mittlerweile schon eine gewisse Tradition, Nihiloxica gehören neben der Ndagga Rhythm Force aber weiterhin zu den besten im Game. »Source of Denial« ist nach zwei EPs für Nyege Nyege Tapes und einem Langspiel-Debüt bei Crammed Discs das zweite Album der zwischen Großbritannien und Uganda angesiedelten Gruppe und folgt einem auf den ersten Blick hyperspezifischen Konzept: Es geht um Reisebeschränkungen für tourende Bands. Wie der Titel aber auch zum Ausdruck bringt, will die Platte den Wurzeln für die Abweisung von Reisenden an den Grenzen dieser Welt – und vor allem dem Vereinigten Königreich, das sich erst selbst von der EU abgrenzte und nunmehr die Schotten nach außen noch dichter zieht – nachgehen. Sie tun das weitgehend wortlos und doch klangmächtig. Sicherlich, das zugrundeliegende Konzept wird vom Donnergrollen der Drums und dem dubbigen Sounddesign nicht wirklich expliziert ausgesprochen – implizit aber allemal. Mit »Kudistro« geht »Source of Denial« mit hart hüpfenden Rhythmen direkt in medias res, darauf jedoch folgt eine verrauschte Bandansage, die den bürokratischen Terror geopolitischer und wirtschaftlicher Verstrickungen in bester Callcenter-Freundlichkeit zum Ausdruck bringt. Es ist unter diesen elf Stücken nicht der einzige Skit, der bitterböse und zugleich humoristisch den Status quo anprangert, indem er seine Absurdität vorführt. Das wiederum lädt die Musik, bisweilen nah an zeitgenössischen Entwürfen avancierter Clubmusik oder verrumpelter Industrial-Musik und manchmal aber doch Moshpit-kompatibel wie ein Deathcore-Song, umso mehr mit Schwere auf. »Source of Denial« ist Nihiloxicas härtestes, wütendstes, dringlichstes Album – und das soll etwas heißen.