Review Hip-Hop

Nas

King’s Disease

Mass Appeal Records • 2020

»If I ruled the world«, einer von Nas größten Hits, entpuppt sich 23 Jahre nach Erscheinen plötzlich als selbst-erfüllendes Mantra. Nicht nur, dass sich Herr Jones auf »King’s Disease« musikalisch wieder näher am lieblichen Hochglanz-Hop von »It Was Written« bewegt, den 90s-Kids-Traum einer The-Firm-Reunion wahrwerden lässt und sogar Dr. Dre (wenn auch ganz kurz) vors Mic bekommt, nein, das 13. Album ist vor allem eine Metapher auf die (eigene) Verwundbarkeit. Ein Zustand, der in den US of Trump um Pandemie, Polizeigewalt und Protestaktionen wahrlich keine Mangelware ist. »King’s Disease« ist aber keine von #BLM inspirierte Gospelchor-Klischee-Sause schwarzer Kultur, sondern ein Statement in königlicher Güte, dass Black Life verdammt nochmal matters! Nas spittet in Topfrom, chiffriert Zitate und Referenzen mit gewohnt-verspielten Querdenker-Flows (no Corona-Rebellen), versammelt u.a. A$AP Ferg, Fivio Foreing oder Big Sean zum unwahrscheinlichsten Hofstaat ever und hat dieses Mal nun wirklich keinen Beat-Fail an Board. Nach 30 Rap-Dienstjahren ist es aber am erfrischendsten, wie majestätisch-gelassen der 46-Jährige neben Yunings wie Lil Durk oder Funk-Rentnern wie Charlie Wilson hin- und herspringen, wie woke er auf strukturellen Rassismus und Klimaleugner (»The Definition«) oder häusliche Gewalt (»Til The War Is Won) hinweisen (zumal Ex-Frau Kelis ihn genau dessen bezichtigt) und wie leichtfüßig Nas noch mit Ohrwürmern wie »All Bad« (gesungen von Süßmaus Andy .Paak) im Covid-19-Sommer die »world« ein bisschen, nun ja, rulen kann. »King’s Disease« ist das beste Nas-Album der letzten zehn Jahre. Leider hat das durch den albernen Surprise-Release keiner mitbekommen.