Review

Pan•American

In Daylight Dub

Foam On A Wave • 2022

Erst im letzten Jahr veröffentlichte Mark Nelson alias Pan•American sein bis dato letztes Album »The Patience Fader« und klang auf dem Tonträger mit gesteigertem Gitarreneinsatz weitestgehend organisch. »In Daylight Dub«, das als vierte Katalognummer der Londoner von Foam On A Wave erscheint, macht es genau andersrum. Das lässt sich leicht erklären: Die vier Tracks, drei davon um die Zehn-Minuten-Marke kreisend, stammen aus einer früheren Schaffensphase Nelsons. Das Label rubriziert die basslastigen Stücke, die um die Jahrtausendwende entstanden, als »Ambient Dub« und »Dub Techno«. Wer sich darunter Tieftauchgänge wie mit Porter Ricks oder die Anpassung von Dub-Kulturgut an Berliner Techno-Zusammenhänge wie von Basic Channel vorstellt, wird enttäuscht sein. »Esso« klingt mit seiner mächtigen, auf- und abwogenden Bassline wie ein Reggae-Stück, das mit seinen üppigen Echos zum ausgiebigen Verweilen auf der Couch einlädt. Die etwas zu hellen Piano-Anschläge auf »Quarry A« schmerzen in der Ohrmuschel, während das sanfte, metallene Schlagwerk sein Möglichstes tut, um den entstandenen Schaden zu reparieren. Nicht immer hat man auf der Platte das Gefühl, dass Nelson damals so ganz genau wusste, wo er künstlerisch hinwill. Er schien hörbar beeinflusst von minimalen Dub-Meisterwerken wie Vladislav Delays »Multila«, gleichzeitig aber doch interessiert daran, zumindest irgendeine Art von Tanzmusik zu produzieren – wie auf »Running Dog (Reborn)«, das einen zügigen Techno-Beat durch den Wust aus Störgeräuschen schickt. Röchelnder Dub, der vor allem als Zeitdokument funktioniert.