Kranky darf sich schon jetzt über ein starkes Jahr freuen: Das amerikanische Label veröffentlichte eben erst Earthen Seas »Ghost Poems«, das mit seinen dubbigen, verfremdeten Introspektionen vollumfänglich überzeugte. Labelkollege Pan•American, dessen Künstlername bereits die Weitläufigkeit in seiner Musik impliziert, verfolgt einen saubereren Ansatz: Mark Nelson, wie der Mann bürgerlich heißt, verlässt sich nicht auf überbordende Verfremdungseffekte, sondern auf langsames wie konzentriertes E-Gitarrenspiel. Das funktioniert auf »The Patience Fader« wunderbar, stimmt mit seiner stadtflüchtigen Melancholie, die Tracktitel wie »Outskirts, Dreamlit«, »The North Line« oder »Baitshop« noch befeuern, aber alles andere euphorisch. Wer sich Kranky-Platten zulegt, ist darauf zum Glück ohnehin nicht aus, sucht eher die Verstimmung in Schönheit als die musikalische Bespaßung. Und die liefert Pan American absolut zuverlässig. Die ersten drei Tracks schweifen noch eher abstrakt in der Ferne, »The North Line« markiert eine konkrete Zäsur, die hallende Americana auffährt. Das ebenfalls bereits erwähnte »Baitshop« entpuppt sich als 30-sekündiges Field-Recording-Skit, das dem erhabenen Gleichklang des Albums eine irdische Note gegenüberstellt. Unter den dominanten organischen Klangerzeugern wabern sanfte Flächen, die Formel des Langspielers bleibt über die komplette Laufzeit die gleiche, nicht unbedingt innovative, aber bedenkenlos schöne.
The Patience Fader