Review

Earthen Sea

Ghost Poems

Kranky • 2022

Bei Ambient meint man in der Regel zu wissen, wie das klingt, wenn man den Ausdruck irgendwo geschrieben liest: wattig wolkig, scheinbar ohne Takt und andere rhythmische Fesseln frei vor sich hin schwebend. Dass unter dieser Bezeichnung längst eine Vielzahl an Stilen und Subgenres versammelt ist, gerät da mitunter aus dem Blick. Bei dem Projekt Earthen Sea des US-amerikanischen Musikers Jacob Lang wäre man mit dem Etikett grundsätzlich an der richtigen Adresse. Doch ist seine Musik, deren Ansatz sich sich ziemlich klar umreißen lässt, kaum zu vergleichen mit dem, was etwa Pete Namlook, Gas oder Lustmord an Ambient hervorbringen oder hervorgebracht haben. Bei Jacob Lang gibt es im Grunde drei wesentliche Zutaten: geloopte Akkorde, gern durch minimale Störeffekte verfremdet, sehr rudimentären Beat und Hintergrundgeräusche wie Knistern oder Knirschen. Alles in allem ist das stark introspektiv, wenn man unbedingt möchte, könnte man »Glitch-Ambient« dazu sagen, am ehesten zu vergleichen mit den Veröffentlichungen seines New Yorker Kollegen Ezekiel Honig. Und recht konsequent ausgeführt: Bei Earthen Sea braucht man sich nicht groß die Frage zu stellen, wie es nach dem ersten Track weitergehen wird. In seinem Fall ist das ebenso beruhigend wie erfreulich.