Review

Perc & Truss

Two Hundred

Perc Trax • 2014

Wenn das so weitergeht, hat sich Techno in spätestens einem halben Jahr restlos aufgelöst und lässt kaum mehr als ein paar schmierige Flecken zurück. Wieso? Nein, ausnahmsweise soll nicht der EDM-Wahn den Sündenbock stellen. Es ist viel mehr Säure, die über jede Kickdrum, die nicht beim Einsatz der Hi-Hat auf den Bäumen ist, gekippt wird und zunehmend, naja, ätzender klingt. Acid hier, Acid da – ein gutes Jahr geht das jetzt schon so. Perc & Truss waren damals auf ihrer gemeinsam EP »Spiker« mit ihrer analogen Brutalo-Version ganz vorne dabei und schaufeln jetzt nochmals vier Löffel Azetat drauf. »Two Hundred« wurde live aufgenommen, in einem Take. Maximaler Schweiß trotz minimalem Gepose, klar. Aber reicht das wirklich aus? Oder sollte es nicht eben doch lieber auf dem Dancefloor bleiben, als flüchtiger Hauch, der nach ekstatischen Momenten verfliegt? Denn nicht nur mit Acid wird zu viel geplätschert, auch das Muskelspiel beginnt zu nerven. Realness, Körperlichkeit und die Verneinung des digitalen Schlummerzustands wurden längst auf die Spitze getrieben. Danach kündigt sich unerbittlich das nächste Tal an. Die Frage die »Two Hundred« nun dringlich aufwirft: Brauchen wir nicht wieder andere Impulse? Kann Techno nicht auch brutal sein, ohne voll auf die Zwölf zu bimmeln und wäre genau das nicht viel eleganter, nachhaltiger und spannender? Kurzum: »Two Hundred« knallt, ja. Aber wo war da nochmal die Substanz?

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