Review

Projective Vision

Close Encounter

Transmigration • 1996

Transmigration tut’s erneut: Das Berliner Label hat sich auf Reissues geschichtsträchtiger, qualitativ hochwertiger elektronischer Musik mit ausgewiesenem Liebhaber*innenwert spezialisiert. Nach Wiederveröffentlichungen etwa von Susumu Yokotas Projekt Ebi oder den Trance-House-Bastarden von OBI & Charlie Hall hat man »Close Encounter« von Projective Vision ausgegraben und wildert damit in schnelleren Gefilden des Trance-Techno. Die beiden über 13-minütigen Tracks, produziert von Iestyn Polson und Steve Dungey, präsentieren sich als überaus variable Dancefloor-Waffen, die in das anhaltende Revitalisierungsmoment von Trance und progressiven elektronischen Spielarten aus den Neunzigern hervorragend passen. Das ist kein Wunder, Projective Visions erste EP erschien schließlich 1994. Das erste Stück »Close Encounter« erinnert im Grundrhythmus durchaus an Testes Klassiker »The Wipe«, ertränkt sich aber schon bald in allen möglichen Regenbogenfarben, um als hochwertiges Amalgam aus allerlei Trance-Tropen wiederaufzuerstehen. Die schnelle Gangart vom Anfang wird nicht aufrechterhalten, das Gravitationszentrum ist ein melodischer Art. Alle acht Schläge ändert sich der Basston, darüber brummen Fröschlein auf Substanzen, auch flackernde Chöre schaffen es in den Mix. Die B-Seite »Equilibrium« fährt eine monotone Acid-Bassline auf, die heute auch bei Paranoid London stattfinden könnte, Kuhglocken bimmeln, alles in allem geht’s hier monotoner und bedrohlicher nach vorne. Trotz nur zwei Titeln eine vielseitige EP, die zur rechten Zeit mit Aufmerksamkeit bedacht wird.