Review

Quiroga

Passages

Hell Yeah • 2019

Während des Wirtschaftswunders hat die deutsche Kleinfamilie und das Bürgertum Italien als Feriendestinatione Numero Uno ausgemacht. Noch bis weit in die 1970er Jahre (bis zur Ölkrise) war der Jahresurlaub gen Süden Standard. Danach ging es dann immer häufiger auch nach Spanien bis man die Balearen – dort selbstverständlich Mallorca – für sich entdeckte. Doch die Dolce, nicht deutsche, Vita ist immernoch verlockend. Während es viele nach Rimini oder an die Lagi zog, machten nur wenige den Weg ins Mezzogiorno, den südlichen Teil des Stiefelstaates. Neapel blieb also bis zum EasyJet-Set-Style der letzten Ryan-Air-Dekade den meisten Deutschen verschlossen. Wie holt man sich das lockere Leben also am besten nach Hause? Mit Pizza und la musica. Gerade in den letzten drei, vier Jahren gibt es einen echten Boom um die drittgrößte Stadt Italiens und seine Szene. Sowohl das Label Early Sounds als auch Hell Yeah Recordings prägten einen neuen italienischen Sound, der nur noch bedingt mit Italo-Disco im engeren Sinne etwas zu tun hatte. Viel mehr orientiert man sich am Fuße des Vesuvs an die großen Tage des Funks. Walter del Vecchio aka Quiroga verbindet jetzt schon fast 15 Jahre lang gekonnt jene Einflüsse mit balearischen Elektronummern – das trägt immer größere und prallere Früchte. Bei seiner erst zweiten LP »Passages« erinnert er selbst gerne an die vergangenen Jahre und vermischt altes (sechs seiner Favoriten, die er auf seinem eigenen Label Really Swing veröffentlichte) mit weiteren sechs neuen Produktionen. Das Tempo ist zwar immer Stolz, wenn nicht ganz trabend, so doch relaxed. Die Soundquellen versprühen charmantes Ambiente, leicht jazzig, häufig verträumt; trotz dessen nie beliebig. Perfekt um noch Mal den Sommerurlaub zu rekapitulieren, jetzt wo es nur noch in und nicht mehr außerhalb der Bars und Clubs warm und gemütlich ist.

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Quiroga
Passages
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