Schallplatten sind empfindlich. Das beginnt bei der Menge an Musik, die man in ihre Rillen hineinpresst. Als Tom Jenkinson 1994, parallel zu seinem Squarepusher-Debütalbum Feed Me Weird Things, unter dem Namen Stereotype eine EP veröffentlichte, musste die auf einer einzigen 12-Zoll-Scheibe eine knappe Stunde Spielzeit unterbringen. Gut denkbar, dass das Ergebnis nicht so richtig gut klang. Und obwohl damals eigentlich alle CDs herausbrachten, blieb es in diesem Fall bei einer limitierten Vinylfassung von 1000 Stück. Jetzt gibt es noch einmal Gelegenheit, die Sache mit etwas mehr Raum für die einzelnen Tracks kennenzulernen.
Anders als auf seinen Squarepusher-Alben verzichtet Jenkinson hier auf seinen Bass, zumindest scheint es so, dafür bietet er den Acid-Fiepereien der Roland TB-303 umso mehr Raum. Sein Drumcomputer lässt an aufgerauten Viererbeat denken, Drum’n’Bass im Sinn von beschleunigten Amen-Breaks deutet er allenfalls an, bloß im abschließenden »O’Brien (Darkness)« wird er expliziter. Vor allem nimmt er sich Zeit für den Aufbau dieser erstaunlich langen Tracks, besonders »Whooshki« mit über 16 Minuten hat etwas von einem No-nonsense-Epos. Dabei geht Jenkinson spartanisch an seine extrem rohen Produktionen heran, variiert stets gerade so viel, dass die Balance zwischen Repetition und Stimulation stimmt. Eine unerwartete Reise.

Stereotype

