Review

Tableau Vivant

Double Dream Hands

Kame House • 2019

Die Brust hebt sich, der Atem stockt, der Sound ist derb stabil. Hier, jetzt und im Moment geht man auf wie ein durchgekneteter Hefeteig im Backrohr. Hut ab. Wer sich neben 60-Stunden Wochen werktags ins Achtsamkeitsseminar prügelt, um die Resonanz reinzischen zu lassen in den Kopf, darf sich zwei Bananenscheiben ins Gesicht klatschen und sich auf die Massivholz-Zero-Gravity-Liege knotzen. Tableau Vivant, die neueste Kreation von Philipp Carbotta aka Kame House-Mitgründer Infuso Giallo und Joshua Gottmanns, eine Hälfte des Verlegerduos um euzeitliche Bodenbeläge besuchen für vier Tracks den Weiterbildungskurs in Wahrnehmungspsychologie und kommen auf die geile Idee, mit ätherischen Ölen einen neuen Duft zusammenzumischen. Ein Duft, der einen durch aalglatte Yoga-Studios in Berlin-Kreuzberg und Amazonas-Delta-Fototapetenmotive beim Psychoanalytiker des Vertrauens auf einen Windows XP-Trip schickt, wo man Spider-Solitär vor dem Hintergrund einer absurd grünen Wiese unter absurd blauem Himmel zockt, bis das ganze System abkackt und auch nichts mehr hilft. Außer vielleicht die Lektüre von Jacques Derrida. Aber den versteht ja auch niemand. Irgendwie egal. »Double Dream Hands« auf dem Teller rotieren lassen, das Bananenpüree aus den Augenwinkeln pulen, sich vorstellen, wie Future Sound of London vor zwanzig Jahren nie geklungen haben – und alles wird gut.