Samuel van Dijk scheint sein Gleichgewicht gefunden zu haben. Der in Finnland lebende Niederländer teilt seinen Output mit einer Konsequenz auf drei verschiedene Pseudonyme auf, die in ihrer Stringenz einzigartig ist. Mohlao steht für Dub Techno, Multicast Dynamics für Ambient und VC-118A für eine Art Zwischending, das keinesfalls als Kompromiss zu verstehen ist. Denn so satt das Sounddesign und so unnachgiebig die dumpf pluckernden Kicks auch sein mögen, so ist VC-118A vor allem Electro-inspiriert, erinnert nicht selten an Gerard Hansons Convextion- und E.R.P.-Produktionen, ohne aber irgendeine Blaupause vor sich zu haben. »Inside« ist das dritte Album van Dijks unter dem Pseudonym und das Dokument einer Suche nach neuen Welten. Virtuelle Realität hier, imaginäre Wasserwelten dort sollen als Inspiration gedient haben und das Ergebnis klingt tatsächlich wundervoll weltabgewandt einerseits und wohlig-wabernd andererseits. Selbst eher klassische Electro-Cuts wie »PCB« oder »Dither« sind von einer allumgreifenden Ruhe geprägt, welche das Gros an pickeligen Drexciya-Epigonen im Windschatten zurück lässt. Und selbst wenn der Einsatz von Ambient-Interludes manchmal pflichtbewusst scheint, entspinnt sich über die rund 54 Minuten doch ein Narrativ, das selbst groovige UK-Techno-Anleihen (»Hiss«) und Clicks’n’Cuts-Understatement (»Inside«) in einen Fluss mit Knusper-Noise (»Integrated Circuits«) und dumpfen Industrial-Reminiszenzen (»Cloak«) bringt. Was die stilistisch ausdefinierte Mischung bei VC-118A zusammenhält, ist vor allem das elaborierte Sounddesign: Ein bisschen Wassertropfenmetaphorik, viel satte Flächen und vor allem viel Tiefe ergeben eine Aufgeräumtheit, die beispiellos ist. Das »Inside« vielleicht zur bestmöglichen Synthese von van Dijks verschiedenen Projekten, ganz sicher aber zu einer der besten Techno-Electro-Platten des Jahres 2019.
Inside