Review

Venom P. Stinger

1986-1991

Drag City • 2013

Wieso bloß ist man immer so schrecklich überrascht, wenn anständige Untergrundmusik aus Australien kommt? Trotz allen kreativen Outputs beherrscht, von wenigen Ausnahmen abegsehen, mainstreamiger Rock den Musikmarkt in Down Under und blendet immer wieder aus, was für vitale Subkulturen dort wirken. So auch einst Ende der 1980er Jahre, wo die überschaubare, aber dennoch hochwertige Punkszene, die sich künstlerisch zu der Zeit sich schon längst auch mit Wave, Noise und Postpunk auseinandersetzte. Einige wenige spielten sich in verschiedenen Bands den Arsch ab, in der Hoffnung jemand würde ihnen zwischen dem ganzen Kylie-Men-At-Work-Midnight-Oil-Bullshit ein Ohr schenken: so fanden sich die Mitglieder von Venom P. Stinger. Die Szene blieb bis zur Auflösung der Band 1996 überschaubar, Gitarrist Mick Turner hatte anschließend einigen Erfolg mit Dirty Three und verdingte sich sonst als Maler, Shouter Dugald McKenzie erlag 2004 seinem Krebsleiden. Gerade sein aggressiver, zwischen plattem Grölen, Geschrei und Growling pendelnder Gesang in Kombination mit den rauen wie groovenden Licks von Turner machten Venom P. Stinger zu einer bis heute sehr besonderen Angelegenheit. Zudem waren die Ausschläge hin zu Noise-Experimenten unüberhörbar, wie das Instrumental »Jaws II« verdeutlicht. Was wie ein großer Brei dreckigen Punks klingt ist tatsächlich ein großer Brei dreckigen Punks – man soll ja nichts beschönigen: düster, grob und wuchtig auf der einen Seite zieht sich gleichwohl der progressive Anspruch der Band konstant durch ihr Werk, der sie zu einer Ausnahmeerscheinung im Punk- und Hardcore-Bereich macht. In Australien sowieso.

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