Review

Vetiver

The Errant Charme

Bella Union • 2011

Eigentlich hat das soeben erschienene The Errant Charm von Vetiver alle Zutaten für eine klare, puristische Indieplatte. Eingängige Riffs, Hooklines, einen treibenden Beat, Wonder Why kann hier als Musterbeispiel des Werks dienen. Und dennoch schafft es das Album nicht recht sich zu diesem Potential zu bekennen, biedert sich stattdessen geradezu als Hintergrundmusik an. Das liegt vor allem an der Produktionsweise der Platte, die anstatt Konturen zu schaffen, die Differenzen der Instrumente einebnet und v.a. den perkussiven Elementen die Schlagkraft nimmt. Und so scheint sich Sänger Andy Cabic schon kaum noch zu trauen und die Songs drohen zu versanden. So braucht man bei diesem fünften Studioalbum von Vetiver viel Zeit um hinter die gebügelte Fassade zu steigen, das trickreiche Moment im Songwriting zu erkennen, ein Soundprofil dort zu schaffen, wo es die Produktion nicht tut. Das macht The Errant Charm zu einer leisen Platte, die unterhalb des Radars zu agieren scheint. Es nimmt ihr von ihrer immer wieder durchscheinenden Direktheit und – das ist wohl das größte Manko – hat keine konzeptionelle Notwendigkeit. Es bleibt eine Dämpfung, die vor allem dazu führt, dass Songs sich verstecken, die sich doch eigentlich nicht verstecken brauchen.