Radio Martiko

Radio Martiko ist ein 2010 gegründetes belgisches Plattenlabel aus Gent.

_»Manche Menschen sehen Zeichen von Gott und werden Priester. Anderes sind vom ganzen Unglück in der Welt betroffen und arbeiten als Arzt in einem armen Land. Wir haben ein paar Platten gehört, die einfach viel zu gut waren, und haben ein Label gegründet. Ich glaube es ist unser Schicksal.«_ Es gibt Labels, die von sich behaupten, ihnen seien Genregrenzen egal. Und dann gibt es Labels wie Radio Martiko. Auf einer handvoll Releases vereint das Label belgischen Boogaloo, marokkanische Orgel-Experimente und surfigen Rock’n’Roll aus Griechenland. Klingt kunterbunt, ist trotzdem kohärent. _»Als DJs haben wir das entwickelt, was man einen ‚Sound‘ nennen könnte. Es ist schwierig den zu definieren. Ich denke man könnte sagen, dass alles was wir als Radio Martiko veröffentlichen oder spielen raw und natürlich klingt. Wir mischen gerne verschiedene Stile und schicken die Leute auf eine musikalische Reise durch alle Teile der Welt.«_

Dabei gehen die Sammler auch immer wieder ungewöhnliche Wege und diggen auch abseits gehypeter Genres nach Schätzen. _»Wenn ich guten Reggae, R’n’B oder Afrobeat finden möchte, brauche ich nur auf Youtube oder Ebay gehen. In diesen Genres wurden die meisten Platten schon vor langer Zeit entdeckt und sind relativ bekannt. Es ist viel abenteuerlicher, Musik zu entdecken, die außerhalb ihres Ursprungslandes eher unbekannt ist. Was arabische Musik angeht, hören die meisten Leute vor allem größere Künstler wie Oum Kalthoum, Warda, Abdel Halim Hafez oder westliche Musik von Arabern gespielt. Es gibt nicht viele Menschen, die sich für ‚richtige‘ arabische Musik interessieren. Bei griechischer Musik ist es genau das selbe. Sammler begeistern sich vielleicht für Shake, Rebetika oder Soundtracks, aber kaum jemand sucht Tsifteteli oder Dimotika, weil es lokal populäre Musik ist, die für Ausländer als uninteressant gilt. Aber wenn du deinen Kopf und deine Ohren offen hältst, kannst du fantastische Musik entdecken.«_ Den Begriff »Weltmusik« benutzt zwar heute keiner mehr, allerdings wird vom Repress-Betrieb viel internationale Musik ignoriert, wenn offensichtliche Anleihen an DJ-freundlichen Genres wie Disco, Funk oder HipHop fehlen. Mit ihrem Faible für psychedelische 60s-Sounds sind Radio Martiko eher eine Anomalie im Reissue-Kosmos, genau wie ihr Beharren auf Anonymität in einer Zeit, in der Labels immer öfter zum Vehikel für DJ-Bookings werden, fast anachronistisch wirkt. Doch die Schicksalsgemeinschaft nimmt sich diese Außenseiterrolle zu Herzen und dreht sie zum Vorteil.

http://radiomartiko.be/