Ausklang | 2017KW36 – 8 essentielle neue Platten

08.09.2017
Hunderte neue Releases, jede Woche. Davon viele sehr gut – und bereits von diversen Portalen vorgestellt. Wir präsentieren: die unvorgestelltesten, besten Releases der Woche. Ab vom Schuss, leicht daneben und tierisch geil: der Ausklang.
Zola Jesus
Okovi Black Vinyl Edition
Sacred Bones • 2017 • ab 20.69€
Seitdem Zola Jesus so klingt, als hätten Forest Swords und Haxan Cloak ihre Musik produziert und nicht irgendein Rihanna-Fan mit schwarz-weißem Depri-tumblr, schließe ich vielleicht nach gut vier oder fünf Jahren kompletter Leidenschaftslosigkeit erneut meinen Frieden mit ihr. Und ich weiß schon, dass Platten wie die »Valusia«-EP realistisch nicht mehr von ihr zu erwarten wären, aber »Okovi« hat sich höchstens zu viel von der letzten LUH-Platte zum Vorbild genommen, was wiederum nur bei Zola Jesus überhaupt funktionieren könnte. Willkommen zurück also. KC

Why The Eye?
Why The Eye?
Plynt • 2017 • ab 16.99€
Es ist schwül, Nacht, und die Hexe naht. Rainforest Spiritual Enslavement legt ein paar manipulierte Field Recordings um einen Subbass, den Malaria Albträume in einer monochromen Raumstadion hervorgebracht haben müssen. Dichtester Scheiss, Musik für offene Wunden, schwitzend unterm Moskitonetz, Handkameras, und den unbekannten Horror im Nacken. PK

Ursula Bogner
Winkel Pong
Faitiche • 2017 • ab 8.99€
Wo wir sowieso schon beim Thema Comebacks sind: Jan Jelinek ist wieder da, sprich Lucrecia Dalt auch, soll heißen Ursula Bogner sendet wieder Funksignale aus dem Jenseits. Wir erinnern uns: Spulige Backgroundstory über eine Apothekerin mit Analog-Modulen im Giftschrank, ein paar dämliche Feuilletonistas und Bloggers haben’s geglaubt. Dass Jelinek den Spaß nicht lassen kann: verzeihlich. Denn wie gesagt hat er ja Lucrecia Dalt dabei, »Atmosphärische Energie« ist also garantiert. KC

Beverly Glenn-Copeland
Keyboard Fantasies
Seance Centre • 2017 • ab 20.99€
Nachdem der Staubsaugervertreter mir sein neues Model angedreht und als Beigabe ein paar Aufnahmen der mir bis dato total unbekannten Musikerin Ursula Bogner überlassen hatte, die er dem Vernehmen nach unter einer Diele in seiner Westberliner Mietskasernenwohnung gefunden hatte, scheinbar, so konnte ich im Nachhinein rekonstruieren, lebte sie dort einige Monate, nachdem sie für ihr Pharmaziestudium von Dortmund in die Bundeshauptstadt gezogen war, ärgerte ich mich über meine Dämlichkeit. Wir schreiben das Jahr 1986. Beverly Glenn-Copeland hatte gerade ihr sensationell gutes Album »Keyboard Fantasies« veröffentlicht, dass erst über 30 Jahre später die gebührende Aufmerksamkeit erfahren sollte und dessen letzter Song »Sunset Village« mich nun tröstete. Ich war 8, im Fernsehen lief »Dingsda« und in der Küche kochte der Pudding über. SH

Beverly Glenn-Copeland
Keyboard Fantasies
Seance Centre • 2017 • ab 20.99€
Shit And Shine ist wie ein streunender Köter, der mir auf den frisch frisierten englischen Rasen kackt und bei dem ich trotzdem meinem Bedürfnis, ihn in den Arm zu nehmen, nicht widerstehen kann. Und dann diese Titel: »Some People Really Know How To Live«. Los. Komm zu Papa. Brav. SH

Why The Eye?
Why The Eye?
Plynt • 2017 • ab 16.99€
Dann sind aber Why The Eye? wie der riesige, quirlige Regenwurm, der mir den Garten umgräbt. Und ich habe gar kein Bedürfnis. Sitze auf der Terrasse, der jüngst entfernte Leberfleck brennt etwas, und gucke zu: so muss Erde sein, nass, luftig, und aufgewühlt, immer schön das Bodenreich nach außen stülpen, dass es mit schockiertem Auge auf die Welt gucke und fruchtbar bleibe. PK

German Oak
Down In The Bunker
Now-Again • 2017 • ab 57.99€
Für eine differenzierte Auseinandersetzung mit der stellenweise tumb-naiven Art von German Oak (ja, I know) mit der deutschen Vergangenheit umzugehen, fehlt uns an dieser Stelle der Raum (hier war mehr Platz, hier und da auch). Die nun von Egon realisierte Now-Again-Reissue bemüht sich immerhin redlich um mehr Kontext. Musikalisch ist das alles ohnehin einfacher: »Down In The Bunker« ist unter Sharks und Nerds weitgehend kanonisiert als 17-minütiger Krautrock-Ritt durch die Hölle, als zufälliges Industrial-Genietum in der Proto-Metal-Apokalypse anno 1972. Im Original unbezahlbar, jetzt zumindest nur noch teuer. FA

Giraffi Dog
Giraffi Dog EP 2018 Repress Edition
Aiwo • 2017 • ab 10.99€
Wem das als Ziellinien-Crawl gen Wochenende zu anstrengend ist: Aiwo got this. Giraffi Dog schichtet käsigste Jan Hammer Synthgitarren (sic) über Knotenbein-Drums und passt damit natürlich perfekt zu den bisherigen drei Veröffentlichungen der Mülheimer Gang. Will nicht viel, kriegt aber alles. FA