Review

Trans-4M

Sublunar Oracles

Safe Trip • 2019

1992 krachten die Ambient-Drogisten von The Orb mit ihrem 40-Minuten-Trip »Blue Room« auf Platz 1 der britischen Charts, The KLF staubten für ihren Stadion-House die wichtigsten Preise ab – und drüben in Belgien bekam man für die gleiche Chose nicht mal einen feuchten Händedruck. Trans-4M, das Brüderduo um Stefan und Dimitri Van Elsen, legte mit »Sublunar Oracles« zwar so etwas wie das belgische »Selected Ambient Works« vor (und das zwei Jahre früher!), ging mit ihrem blubbernden Ethnosound aber in der eigenen Technoszene unter. Chill war in Belgien Out, die Mukke musste knallen. Da hatten die Feldaufnahmen vom Biobauernhof in Antwerpen schlechte Karten, obwohl sich die Van Elsen-Brothers nicht damit begnügten, einfach nur das Richtmikro aus dem Fenster baumeln zu lassen. Schließlich war Stefan Van Elsen schon Ende der 1980er Jahre als DJ in der belgischen Clubszene unterwegs, entschied sich aber mit seinem Bruder gegen Ausdauersport auf der Tanzfläche und für den besten Tripsitter, den man sich vorstellen kann: Musik, die einen mit »Star Trek«-Samples straight auf die Enterprise, mit Plätschern hinter Wasserfälle und mit Rauschen ins Nirvana lenkt. Dazu kommen ein paar Breakbeats und Synthiepads so weich wie fünflagiges Toilettenpapier, mit dem sich Aphex Twin auf seiner Rhubarb-Wolke den Arsch abwischt und voilà – haut man ein Album raus, von dem die Leute später sagen werden, dass es »zeitlos« klänge, weil damals alles so »authentisch« gewesen sei. Ganz unrecht haben sie damit nicht. Die Platte hatte 1992 bloß das Pech, zur falschen Zeit am falschen Ort zu sein. Young Marco hat das erkannt und veröffentlicht sie auf seinem Label Safe Trip neu. Wurde auch langsam Zeit.