Review

Nonlocal Forecast

Holographic Universe(s?)!

Hausu Mountain • 2020

Hier kommet die hektischste Entspannungsmusik aller Zeiten: Für das neue Album »Holographic Universe(s?)!« ihres Projekts Nonlocal Forecast hat die Künstlerin Angel Mercloid eine muntere, blinkende Fläche ausgerollt, die Synthies tragen und Drums stützen. Ständig blinkt und flackert es, alles steht hier bereits ab dem ersten Track »First Concentrate Realization« auf Herzkasper. Kurze Pausen wie die erste Minute von »Imprinted, Encoded, Shone (Emergence)« tun da wenig zur Sache, denn sehr bald verwandelt sich alles in das Intro einer futuristischen Agentenserien mit Soap-Einschlag aus den Achtzigerjahren. Solche Atempausen braucht es auf dieser Platte – und Angel Mercloid setzt sie punktgenau ein. »The Bubbling Up Of Duality On An Autumn Night By A Forest Stream« ist ein digitales Lagerfeuer eines Adventuregames, bis plötzlich die Gitarre einbricht. All diese Einzelteile wären für sich genommen zu unspektakulär, aber Mercloid wechselt hier so schnell und perfekt durch, dass sich am Ende alles dreht. Jazz Fusion, Prog, New Age, MIDI-Sounds und noch viel mehr lassen sich auf »Holographic Universe(S?)!« als Einflüsse ausfindig machen. Und wenn dann wirklich, wirklich nach drei Durchläufen der Körper von diesem Sound erst einmal ausdampfen muss, holt einen das Saxofon in »Interactions Between Brains & The Foam Of Potentiality« ein. Ein gewaltiger Ritt durch verpixelte Landschaften, in denen Laserstrahlen romantische Botschaften an den Nachthimmel projizieren. Dass Mercloid das alles dann dekonstruiert und durch diese Zerstückelung zu einem eigenen Sound zusammenbringt, ist die große Kunst dieses Albums. Denn jegliche Nostalgie treibt sie so konsequent aus und macht dieses Album zu einem kleinen bisher viel zu unbekannten Meisterwerk dieses Jahres.

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