Review

Various Artists

Indaba Is

Brownswood • 2021

Seit wann ist die Apartheid in Südafrika zu Ende? Mit dem so wichtigen Sieg der Rugby-WM 1995, seit der Fußball-WM im eigenen Land oder doch schon mit der Freilassung von Madiba aka Nelson Mandela? Man könnte behaupten, dass das Londonder Label Brownswood mit seiner neuen Compilation in eben jene Kerbe schlägt, die hinter der Frage nach dem Ende der Apartheid steht: Kann man in einem Land, das bis heute in Städten wie Kapstadt eine reelle Trennung der Ethnien erlebt, überhaupt von einem Ende reden? »Indaba Is« stellt zwar keine Antwort da, so doch ist das Projekt der zwei Größen der südafrikanischen Musikszene, dem Pianisten/Songwriter Thandi Ntuli und Siyabonga Mthembu von The Brother Moves On, eine Spurensuche. In den acht Stücken der Compilation versucht man mit den Mitteln des Jazz und der Improvisation zu ergründen, was Segregation und Townships mit dem Gemeinschaftsgefühl der »nicht-weißen« Bevölkerung gemacht hat. Was passiert also, wenn man Menschen aus verschiedenen Volksgruppen, mit verschiedenen Kulturen, Geschichten und Sprachen (Südafrika hat alleine 11 Amtssprachen!) zusammenpferscht – und ihnen formell die Ausübung von Kultur verbietet? Der Opener »Ke Nako« erinnert mit seiner Modalität an die prosperierende Jazz-Szene der 1960er und 1970er Jahre, The Brother Moves On (beste Wire-Referenz!) klingen hingegen super-fresh: Wie gerade erst in London aus dem Ei geschlüpft. Das krachige »What Is History?« von Wretched knarzt und schmerzt hingegen und zeigt, dass die sentimentale Verklärung der Unterdrückung auch nur EINE von vielen Wahrheiten ist.

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V.A.
Indaba Is
ab 31.99€