Review

Bruce Gilbert

This Way to The Shivering man

Editions Mego • 2011

Die frühen 1980er Jahre, als Wire das erste Mal als getrennt galten, waren die wohl kreativste Zeit von Bruce Gilbert. Bei Wire galt Gilbert stets als der Sonderling, schon 30 Jahre alt bei der Gründung 1976, war er von seinem Auftreten her einem Akademiker ähnlicher als einem Punkrocker. Tief in ihm steckte der Klangkünstler und der wollte endlich raus. So hat er zu Beginn des Jahrzehnts vielfältiges Material veröffentlicht, Lo-fi-Zeug, Tape-Schnippsel, Ungebrauchtes, Collagiertes, Klangforschung, Krach. Allein mit seinem Wire-Mitstreiter Graham Lewis hatte er mehrere Projekte (Dome, Cupol, Duet Emmo) und Veröffentlichungen en masse. In diese verrückte Zeit fallen auch seine beiden Alben für Daniel Miller’s Mute Records, This Way (1984) und The Shivering Man (1986). Beides herausragende Werke im Schaffen von Gilbert. This Way To The Shivering Man ist nun eine Zusammenführung des besten dieser beiden Gilbert-Werke auf Doppel-LP. Gerade The Shivering Man zeigt die Größe seines Schaffens in vollem Umfang. Während Angel Food zunächst noch die Fäden aufnimmt, die This Way zu abstrakten Figuren gelegt hat, löst sich das Gewirr von einem Stück zum nächsten mehr und mehr auf, bis Epitaph for Henran Brenlar durchaus als veritabler Popsong gelten darf. Auf dem Weg dorthin stellt Bruce Gilbert Klangkunst und Noise zuerst Rhythmen, Industrialklänge, Post-Punk-Gitarren, schließlich Melodien und Stimme zur Seite und schuf in der Verbindung von Experiment, Arrangement, Rhythmus und Popappeal ein musikalisches Zeugnis dieser Zeit.