Review

Sam Sanders

Mirror Mirror

180 Proof • 2013

Das dritte Release des Labels 180 Proof, welches sich dem unveröffentlichten Katalog von Strata Inc. widmet. Eines von insgesamt 30 Alben, die damals in der Pipeline steckten, als dem Detroiter Jazzlabel der Hahn zugedreht wurde. Dass da nicht vorher jemand draufgekommen ist, diese Quelle neu anzuzapfen und das darin befindliche schwarze Gold zu Tage zu fördern, ist mir ein Rätsel. Na immerhin hat‘s jetzt Amir Abdullah vom renommierten DJ Duo Kon & Amir getan, und kann nun getrost zusehen, wie ihm die streng limitierten Auflagen förmlich aus der Hand gerissen werden. Einen derartigen Vorbestellungsansturm kennt man sonst nur von Jazzman‘s »Holy Grail«-Serie. Und das aus gutem Grund. Der Stoff der hier unter‘s Volk gebracht wird, ist nämlich nicht nur seltener als eine Henne mit Zähnen, sondern auch nicht minder beeindruckend und unterhaltend. Allein schon der Blaxploitation-Eröffnungstitel »Inner City Player« hat‘s so was von in sich, dass Fans des Genres außer sich sein werden vor Freude. Nomen est omen tut es ihm der Track »Funk‘ed Up« gleich, und lässt mehr als einen Beitrag auf den für das Genre wegweisenden »Pulp Fusion«-Compilations so alt aus sehen, wie sie sind. »Loser« und »Love‘s Gain« traumwandeln zielsicher zwischen romantischer Verklärtheit und artistischer Perfektion, dass sie bei Sander‘s ehemaligem Arbeitgeber Stevie Wonder wahres Aufsehen erregen dürften. »Face At My Window« drückt wie die Vorgänger erst mal ordentlich auf die Tränendrüse, dann aber im Gitarrensolopart so auf die Tube, wie es O‘Donel Levy nicht besser hätte machen können. Spieglein, Spieglein an der Wand, wer spielt so schön und ist doch unbekannt?