Review

FaltyDL

In the Wild

Ninja Tune • 2014

Wer gedacht haben sollte, FaltyDL nach seinem dritten Album »Hardcourage« so weit zu kennen, dass er schon im Voraus wissen könne, wie »In the Wild« höchstwahrscheinlich klingen wird, dürfte bei der jüngsten Platte des New Yorker Produzenten Drew Lustman eine kleine Überraschung erleben. Experimentell war der Sound von FaltyDL eigentlich schon immer ein wenig, diesmal darf man das »wenig« jedoch getrost weglassen. Der UK Garage- und House-Sound von früher ist fast gar nicht mehr zu finden, man könnte allenfalls von sehr avancierten Post-Post-Dubstep-Etüden sprechen, bei denen oft nicht einmal mehr der Rand der Tanzfläche zu ahnen ist. Die mitunter recht kurzen Stücke, einige davon keine Minute lang, kombinieren tribalistische Rhythmen mit Stimmen-Samples, tasten sich durch freiförmige Synthesizer-Texturen oder kehren dann doch mal zu einer leicht verkifften Breakbeat-Nummer mit einer ordentlichen Portion Hall zurück. Vermutlich muss man die programmatische Ankündigung ernst nehmen, Lustman und der britische Künstler Chris Shen, der Videos zur Musik von FaltyDL beigesteuert hat (online unter faltydl.com/inthewild), haben die Worte »In the Wild« in ihrer Arbeit erkunden wollen. Sie waren irgendwo da draußen, definitiv nicht im Club, aber was sie von dort mitgebracht haben, hat seinen ganz eigenen Reiz.