2562 – Komplexität mit einfachen Mitteln

09.01.2010
Der Niederländer David Huismans macht die Postleitzahl seiner Heimatstadt zu seinem Projektnamen und zieht auch sonst die einfachen Lösungen den komplizierten vor. Doch hinter der vermeintlichen Schlichtheit, verbirgt sich hohe Komplexität.

Vieles in seinem Leben, erzählt Dave Huismans, würde er auf eine relativ einfache Basis herunterbrechen. So ist der Künstlername des Niederländers schlicht eine Nummer: 2562. Nur seine Musik, die verhalte sich dem entgegengesetzt. Doch der Reihe nach.
Der musikalische Werdegang von Dave Huismans begann, nachdem er nach 2562 Den Haag, gezogen war. Die Postleitzahl zum Künstlernamen zu machen, ist allein der Tatsache geschuldet, dass es so schön simpel ist, naheliegend und schlicht. »Und ich mag die Tatsache, dass Nummern nicht abhängig von Sprachen sind. Jeder versteht sie, kann sie aussprechen und sich so ein eigenes Bild machen.« Alles hat diesen schlichten, sehr grundierten Anstrich bei Huismans. Wie muss man sich also sie Arbeit selbst vorstellen, in die sich David Huismans tagtäglich stürzt. Von einem Bass-Nerd sollte man erwarten, dass die Technik an erster Stelle steht. Diese sollte doch immer auf dem neuesten Stand sein. Das sind doch Leute, die sich über die Unterschiede bestimmter Steckerverbindungen an Kabeln unterhalten können. Nichts da, weit gefehlt. Das Projekt 2562 basiert quasi auf dem Gegenteil. Von wegen Technik-Freak. »So lange ich die erwünschten Sounds aus meinem Basic-Set-Up bekomme, reicht mir das völlig«, sagt Huismans. An diesem Punkt kann man auch schon mal neidisch werden, so furchtbar einfach kann das nicht sein? Doch kann es. Huismans produziert allein. Da gibt es keinen, der sich einmischt. Keinen, der direkten Einfluss auf die Arbeit hat, außer ihm selbst. »Eben auf die einsame Nerd-Art.« Alles bleibt solange unter Verschluss, bis der Meister den Spross in die Welt entlässt. Die Teststufe »Publikum« gibt es also erst dann.

The end is the beginning is the end
Nun steht mit »Unbalance« der Nachfolger des großartigen Debüts »Aerial« in den Läden. Wo das Debüt durch eine wunderbare Nüchternheit besticht, ist sein Nachfolger sehr verspielt und warm. Huismans ist ein getriebener. Es muss weiter gehen, auch in andere Richtungen, sonst, ja sonst bleibt man stehen. Husimans: »Ich kann niemals sehr lange das Gleiche tun. So ist es das Beste sich schnell weiter zu bewegen, zu neuer, anderer Musik.« Dies kann sogar so weit gehen, dass Huismans sich in komplett anderen Genres umsieht. Das funktioniert im Prinzip wie eine Therapie. Soul, Funk, Disco, also 1970er und 1980er Jahre, haben sich offenbar bewährt, denn schon wird kurz nach der Fertigstellung von »Unbalance«, welches er selbst als sein »dark disco album« beschreibt, wieder Elektronisches produziert.

Langsam kann einem der der Gedanke beschleichen, dass Huismans gar kein Nerd ist. Nichts wird theoretisiert, nichts wird unnötig lange hin und her gewälzt. In einem jedoch ist er streng. Er behauptet seine Freiheit. Zum Beispiel die Freiheit nicht in einem Genre zu agieren. Von denselben hält Huismans wirklich nicht viel. »Mir gefällt, dass es nun viel neue, frische Up-Tempo-Bass-Music gibt. Verglichen mit den letzten Jahren scheint es, als gäbe es mehr Raum für DJs einfach nur gute Dance-Music, statt strikt ein Dubstep- oder Techno-Set zu spielen. Im Gegenzug könnte eben das die Produzenten dazu inspirieren, sich mehr Freiheiten zu erlauben.« So einfach, schon wieder. Dass dies alles so wirkt, ist jedoch harte Arbeit. Und wie entspannt sich Huismans von der Arbeit (Musik)? Klar mit Musik. Zuhause wird dann auch mal die ein oder andere Funk- oder Jazz-Platte von Freddie Hubbard oder Parliament aufgelegt. Was sich, entgegen voreiliger Schätzungen durchaus in seiner Musik niederschlägt. Solch eine kopflastige Wärme, wie sie »Unbalance« zelebriert, gibt es nur im Jazz. Kompliziertes einfach klingen lassen.

Wohin des Wegs?
Und wohin geht die Fortführung dieses Weges? »Momentan fühle ich mich dabei gut, meine Konzentration wieder auf House und Techno zu legen, einfach nur gute, simple Club-Tracks zu produzieren. Es gibt nichts besseres als einen simplen House-Groove.« Was bedeutet, dass Huismans zweites Projekt A Made Up Sound wieder ins Zentrum des Geschehens rückt. Es geht eben weiter. »Alles findet in einem Ende einen neuen Anfang«.