Trotz zweier vielgelobter EPs auf Omar-S’ Label FXHE wissen die Leute immer noch sehr wenig über dich. Allen Informationen nach, die man über dich finden kann, bist du sein älterer Cousin. Wie war es in Detroit aufzuwachsen, wie kamst du klar mit deinem Cousin?
Big Strick: Das Aufwachsen in Detroit war super, irgendwie gab es immer was tun. Omar-S und ich verbrachten sehr viel Zeit gemeinsam im Haus meiner Großmutter. Immer wenn ich mich auf einen DJ-Gig vorbereitete oder einfach nur ausgehen wollte, rief er an und fragte ob er rüberkommen könne. Das war in den Jahren 1985/86. Er war noch viel zu jung, um mit uns in die Clubs zu gehen, also blieb er zu Hause und bearbeitete die 1200er.
Der verfallende Industriesektor in Detroit sowie die Mechanisierung der Produktion scheint allgemein ein Erklärungsversuch zu sein, warum Techno in Detroit so riesig geworden ist. Beziehen sich deine Produktionen auf diese Umstände und hatten sie darauf Einfluss? Diese Punkte wurden durch die erste Generation von Produzenten aus Detroit auf den Weg gebracht. Die zweite und dritte Generation hingegen will offenbar nicht mehr viel über sie sprechen.
Big Strick: Sicher kann ich meine Musik ein Stück weit auch mit dem Industrieverfall der Stadt in Beziehung setzen. Doch Detroit war schon immer für seinen einzigartigen Klang und sein ungeschliffenes Talent bekannt. Meine eigenen musikalischen Einflüsse reichen über den frühen Motown-Sound, Parliament, Funkadelic, Cybotron, und meinen Vater, der ein Jazz-Musiker war. Ihr solltet seine Sammlung sehen! Soweit der Niedergang der Stadt meine Musik beeinflusst, und ich denke, in irgendeiner Weise tut sie es auch, liegt das daran, dass ich Detroit bin. Deshalb gibt es auf meinem Album den Track State Of Emergency. Das ist, was meine Stadt bis zum heutigen Tag ist.
Wann hast du mit dem Produzieren angefangen? Hast du davor schon aufgelegt?
Big Strick: Ich produziere seit über 20 Jahren. Hip-Hop und R&B – aber House ist etwas, an dem du nie aufhörst zu arbeiten. Ich führe ein Archiv mit sehr vielen Old-School-Produktionen, viele jedoch nicht komplett ausproduziert. Mit dem Auflegen habe ich um 1984/85 angefangen. Damals, mit meinen Technics B-100! (lacht)
Auf deinen beiden EPs sowie deinem Album Detroit Heat finden sich etliche Einflüsse. Viel Techno, viel Chicago-House, aber auch sehr viel Deep House der Ära um die Neunzigerwende. Du hast auch zwei Mixe veröffentlicht, die sich explizit mit den Jahren 1989 und 1992 auseinandersetzen.
Big Strick: Yeah, diese Mixe! Das sind alte Sachen, aber Omar-S hat darauf bestanden, dass ich sie rausbringe, also habe ich es getan. Ich habe etliche dieser Mixe und werde sie auf demnächst auf meiner Website detroitundergroundmusic.com und ein paar anderen Online-Plattformen vertreiben. An diesem Punkt heute, muss ich meinen Cousin als meinen größten Einfluss bezeichnen! Er hat in mir wieder den Groove geweckt und hat zudem einige heiße Sachen draußen! Anfang der Neunziger habe ich eine Familie gegründet und musste die Musik vorerst auf Eis legen. Jetzt bin ich zurück und besser als zuvor! Ansonsten, neben meinem Cousin, muss ich Kraftwerk und Afrika Bambaataa sagen, nur um einige Beispiele zu nennen.
Welche Einflüsse sind die wichtigsten, abseits der elektronischen Musik?
Big Strick: Mein Vater, meine Onkel, Bootsy Collins und einen Haufen andere. Zu viele, um sie aufzuzählen!
Sprechen wir über das Album, das 14 Stücke beinhaltet. Handelt es sich um eine Compilation von Stücken, die im Laufe der Jahre entstanden sind oder hast du konzentriert an einem Album gearbeitet?
Big Strick: Ich habe am Album gearbeitet, nachdem meine 100% Hustler EP erschienen ist. Das macht jetzt einen Zeitraum von gut zwei Jahren.
Das ganze Album trägt diese deepe, manchmal auch düstere, doch stets immer warme, man könnte auch sagen, analoge Atmosphäre. Hast du alles analog produziert oder benutzt du auch Software?»Strickty analogue, Baby! Ich benutze auch Software, aber es klingt nicht gleich. Nicht fett genug!«
Big Strick
Big Strick: Strickly analogue, Baby! Ich benutze auch Software, aber es kling nicht gleich. Nicht fett genug!
Welche Hardware benutzt du?
Big Strick: Das ist ein altes chinesisches Geheimnis. (schmunzelt)
Du hast gar keine Samples benutzt, oder?
Big Strick: Ein oder zwei Samples, aber das war es dann auch.
Detroit Heat markiert die erste Veröffentlichung auf deinem eigenen Label 7 Days. Was erwartet uns in der Zukunft? Möchtest du nur eigene Sachen veröffentlichen oder auch Tracks von anderen Künstlern herausbringen? Irgendwelche Leute, von denen wir noch nie gehört haben?
Big Strick: Ich möchte zuerst die Platte auch auf Vinyl veröffentlichen. Danach halte ich das Wasser am Laufen und veröffentliche ein paar neue Künstler und Einiges aus meinem Backkatalog. Und ich verspreche euch: Ich werdet nicht enttäuscht sein!
Neben deinem eigenen Label – ist irgendetwas auf anderen Labeln geplant?
Big Strick: Bislang ich nichts geplant, aber wer weiß schon, was die Zukunft bringt?
Gibt es irgendwelche Techno- und Housekünstler, die du zur Zeit hörst? Verfolgst du das Geschehen der internationalen Szene der elektronischen Musik?
Big Strick: Auf jeden Fall! Ich höre ziemlich viel von Patrice Scott, den ich jetzt seit über 25 Jahren kenne und mit dem ich schon auf der High School zusammen gespielt habe. Ebenfalls Theo Parrish, Kyle Hall und Rick Wilhite und es ist mir eine Ehre, auch ihn schon seit 25 Jahren zu kennen und zu schätzen. Respekt auch an die internationale Szene. Das ist das Schöne an Dance Music. Es gibt keine Barrieren außer schlechter Musik, die die Luft verschmutzt und den Underground am gedeihen hindert. Zu viele Kommerzielles da draußen und viel zu wenig Ungeschliffenes.
Gibt es die Möglichkeit, dich diesen Sommer vielleicht in Europa zu sehen?
Big Strick: Es wäre mir ein Vergnügen und ich arbeite an Gigs. Also, wenn irgendwelche Promoter mich buchen wollen, meldet euch unter Bigstrick1@yahoo.com
Deine All-Time Top 5 in Sachen House?
Big Strick: Das ist jetzt wirklich hart. Doch wenn es nur um House geht:
Mr. Fingers – Beyond the Clouds / Jack Master Funk – Aw Shucks / Phuture – Acid Tracks / Adonis – No way back / John Rocca – Want to be real.