Bright Eyes’ Conor Oberst möchte der bestmögliche Sänger sein

30.06.2011
Nach der Veröffentlichung seines siebten Studioalbums ist Conor Oberst mit seiner Band Bright Eyes nach langer Abwesenheit gerade wieder unterwegs auf den Bühnen der Welt. Wir hatten die seltene Gelegenheit mit ihm zu sprechen.

Nach der Veröffentlichung seines siebten Studioalbums ist Conor Oberst mit seiner Band Bright Eyes nach langer Abwesenheit gerade wieder unterwegs auf den Bühnen der Welt. Seit der Veröffentlichung seines ersten Studioalbums 1998 haben Conor Oberst und das von seinem Bruder und seinem Produzenten gegründete Label Saddle Creek eine ganze Generation geprägt. Die im Folk verwurzelte, aber von Elektro bis Postpunk zehrende introvertierte Musik von Bright Eyes steht nicht zuletzt auch für die Rückbesinnung auf authentische Lo-Fi-Produktionen in den Nullerjahren und eine neue Nachdenklichkeit. Mit seinem aktuellen Album kündigte Conor Oberst das Ende von Bright Eyes an. Wir sprachen mit ihm über den langen Weg von den Basement-Recordings von »A Collection of Songs…« (1998) zur konzeptionellen Arbeit an »The People’s Key« und über die Zukunft der Band.

Conor, v.a. deinen frühen Platten hat dein Gesang und die Art und Weise der Produktion einen sehr intimen Charakter gegeben. Glaubst du, dass die Songs in deinem Kopf die selben sind wie die, die wir hören können?
Conor Oberst: Ich glaube wir sitzen da von Natur aus im selben Boot. Das betrifft nicht nur meine Musik, sondern jegliche Kunst oder Musik, die einen Nachhall in den Menschen findet. Es ist sehr schwer, das zu beschreiben und ich glaube nicht, dass es mit jedem Song und jeder Produktion genauso erfolgreich passiert. Als Band denken wir nicht wirklich darüber nach, während wir Musik machen. Wir machen die Dinge, die uns im Blut liegen und die uns im Studio reizen. Aber natürlich ist es unsere Hoffnung, dass Menschen genau diese Verbindung spüren.

Auf deinen Alben bis hin zu »I’m Wide Awake It’s Morning« (2005) ist deine Art zu singen, deine zittrige Stimme eine Art roter Faden. Mit »Cassadaga« (2007) hat sich das verändert. War dir das bewusst?
Ja. Und zunächst einmal: Ich hatte nie irgendeine Art von professioneller musikalischer Ausbildung. Ich habe sehr jung mit dem Singen begonnen und einfach so gesungen, wie es mir in den Kopf kam. Die meiste Zeit hatte ich nicht wirklich Kontrolle über meine Stimme, traf nicht wirklich die Töne und habe die meiste Zeit nur geschrien, so dass das Ganze natürlich einen unkontrollierten Sound hatte.

»Ja, aber das, was man als Hörer nicht wissen konnte, ist, dass ich die ganze Zeit versucht habe, der beste Sänger, der ich nur sein konnte, zu sein und ich denke, man kann das hören, wenn man die Fortschritte verfolgt hat.«

Conor Oberst

Aber das war eine große Qualität dieser Alben…
Ja, aber das, was man als Hörer nicht wissen konnte, ist, dass ich die ganze Zeit versucht habe, der beste Sänger, der ich nur sein konnte, zu sein und ich denke, man kann das hören, wenn man die Fortschritte verfolgt hat. Man kann hören wie ich konventioneller werde, aber für mich war es nur: »Ich will der beste Sänger sein und versuchen die Töne zu treffen«. Und mittlerweile bin ich an einem Punkt, an dem ich seit fast 20 Jahren singe und ich ein besserer Sänger bin und mehr Kontrolle über meine Stimme habe. Wenn ich jetzt auf die Bühne gehen würde und so singen würde wie früher, wäre es nicht mehr authentisch, weil ich so nicht mehr singen möchte. Die Dinge, die sich gut für mich anhören, haben sich verändert und ich mag meine Stimme, weil ich so viel mehr mit ihr machen kann. Die Töne zu treffen ist mittlerweile okay für mich.

Du bist einen langen Weg von deinen frühen Demoaufnahmen zu den deutlich konzeptuelleren letzten Platten gegangen. Was für ein Verhältnis hast du heute zu den frühen Versionen eines Songs?
Das kommt drauf an. Ich nehme noch immer Demos meiner Song auf bevor wir ins Studio gehen. Meistens bin das einfach ich mit meinem Laptop in meinem Zimmer und einem kleinen Mikrofon, um es später Mike und Natt zeigen zu können. Ich veröffentliche diese Sachen nicht mehr, aber manchmal haben die schon eine magische Qualität, weil sie so neu sind. Es ist oft so, als würde ich den Song selbst noch nicht kennen. Aber es kommt ganz drauf an. Sehr oft ist der Prozess im Studio auch der Versuch, dem Song eine Form zu geben, in der ich ihn mögen kann.

Reviews zum Künstler

Du hast angekündigt, dass »The People’s Key« das letzte Bright-Eyes-Album sein wird…
…es wird zumindest das letzte für eine Weile sein. Es gab defintiv Zeiten in denen ich dachte: Ich höre auf mit der Band oder ich höre auf Musik machen. Es gibt immer wieder Phasen, in denen man raus will, aus dem was man macht. Aber umso länger ich das tue, desto mehr wird mir klar, dass es dumm ist zu sagen, ich werde etwas nie wieder tun. Nach dieser Tour werden wir zunächst unsere eigenen Wege gehen, aber wenn wir es alle wollen, wenn wir alle wieder zusammen eine Platte machen und wieder zusammen kommen wollen, dann kann das auch passieren in der Zukunft.