Pariah – Die Probe als Exempel

10.05.2011
Foto:Sofie Fatouretchi
Vor einiger Zeit hatte Arthur Cayzer begonnen, mit seinem Computer zu experimentieren. Schon mit seinem ersten Track, wurde ihm Aufmerksameit zuteil und Pariah im zarten Alter von 20 Jahren zum nächsten Wunderkind der elektronischen Musik.

Es ist keine 2 Jahre her, da hatte Arthur Cayzer begonnen, mit seinem Computer zu experimentieren. Er hatte ein, zwei Tracks fertig, sie auf seine MySpace-Seite gestellt und schon klopfte das legendäre belgische Label R&S an, um seine Musik zu veröffentlichen. Die erste große Aufmerksamkeit bekam der in London lebende schottische Produzent mit Detroit Falls, dem ersten Track, den Pariah überhaupt produzierte. So wurde er bereits im zarten Alter von 20 Jahren zum nächsten Wunderkind der elektronischen Musikszene. Seitdem wird er gebeten hier und da die Plattenteller zu drehen. Valentin Menedetter traf sich mit dem nun 21-jährigen bei einem Gig in Wien.

Wann hast du angefangen Musik zu machen?
Pariah: Ich würde sagen vor zwei Jahren. Ich habe ein Mac Book bekommen, vielleicht vor drei Jahren, und habe damit herumgespielt – habe aber nie wirklich etwas Konkretes gemacht. Dann habe ich Detroit Falls gemacht, das war in Wirklichkeit eines der ersten ordentlichen Lieder, die ich auch zu Ende gebracht habe. Danach kam Orpheus, das war das zweite Lied das ich beendete. Dann habe ich fünf Monate gar nichts gemacht. Aber ich würde sagen, es ist erst zwei Jahre her, seitdem ich begonnen habe Musik zu machen.

Du hast gesagt, du hättest »so herumprobiert« mit dem Mac und den Programmen. Konntest du dir damals vorstellen, ein Künstler zu sein und eine Platte draußen zu haben?
Pariah: Ich bin mir nicht wirklich sicher. Als ich 16 Jahre alt war, hatten wir einen Computer in der Schule, auf dem Logic installiert war. Also haben ein Freund und ich an langweiligen Nachmittagen damit mal was ausprobiert. Wir hatten nicht wirklich eine Ahnung, was wir da machten. Es war das gleiche, als ich das Mac Book bekam. Ich hatte Logic drauf und es war die gleiche Geschichte. Ich probierte einiges aus. Dann habe ich mich hingesetzt und versuchte Tracks zu schreiben. Aber zu dem Zeitpunkt kannte ich die Grundlagen bereits. Ich hatte trotzdem immer noch viel Glück. Zwischen den zwei Tracks Detroit Falls und Orpheus lagen in der Produktion zwei Tage und als ich sie produzierte, war ich wirklich sehr krank. Um ehrlich zu sein, wusste ich nicht wirklich, was ich machte. V.a. hinsichtlich der ganzen Sounds, die ich fand, kann ich mich sehr glücklich schätzen. Bei Detroit Falls habe ich versucht die »Side Chain Kompression« zu erzeugen, das was man auch in vielen HipHop-Songs hört. Ich wusste nicht wirklich, was zu tun war. Ich wusste nicht, dass es da eine gewisse Kompression gab, die man verwendete, um diesen Sound zu erreichen. Erst sechs Monate später fand ich heraus wie man das macht. Bis dahin hatte ich versucht den Effekt mit Synthesizern zu erzeugen.

»Zwischen den zwei Tracks Detroit Falls und Orpheus lagen in der Produktion zwei Tage und als ich sie produzierte, war ich wirklich sehr krank. Um ehrlich zu sein, wusste ich nicht wirklich, was ich machte.«

Pariah
Eine gute Idee, die durch Zufall entstand.
Pariah: Ja, auf jeden Fall. Es war ein glücklicher Zufall, und wirklich viel Glück. Es ist wunderbar, dass es sich so entwickelt hat.

Hast du eine professionelle musikalische Ausbildung gehabt?
Pariah: Ich würde nicht unbedingt sagen »professionell«… Aber ich habe Klavier gespielt. Ich beginne wieder ordentlich damit. Ich spiele auch seit acht Jahren Gitarre. Aber eben nicht professionell. Es war immer mehr ein Hobby. Es hat mir halt Spaß gemacht.

Du beendest gerade dein Studium, wenn du damit fertig bist ist der Kopf frei. Arbeitest du gerade an etwas?
Pariah: Ich habe begonnen an einem Album zu arbeiten. Habe aber erst einen Track fertig. Ich habe einige Ideen und versuche eine klare Vorstellung davon zu bekommen wie es klingen soll. Es wird kein tanzbares Album sein. Vielleicht werden ein paar Titel drauf sein, die die Leute spielen werden, aber das Hauptaugenmerk wird nicht auf der Club Musik liegen. Es soll eine Platte werden, die man sich zu Hause anhören kann. Ich möchte, dass es eine ordentliche Struktur hat. Es soll eine starke Geschichte erzählen. Ich denke viele Alben von Dance Musik-Künstlern funktionieren nicht als Album. Sie sind mehr eine Sammlung von Titeln für DJs als eine Zusammenstellung von Nummern für den Zuhörer und für mich. Mir ist es wichtiger, dass Leute meine Musik hören als sie aufzulegen. Es war mir nie sehr wichtig, dass meine Musik aufgelegt wird. Ich möchte nicht undankbar klingen, es bedeutet mir sehr viel, aber zugleich sind mir die Leute wichtig, die meine Musik zu Hause hören. Vor allem die neueren Sachen. Ich hoffe es gelingt mir das zu schaffen.

Wenn du das so sagst, denkt man natürlich gleich an James Blake. Er hat zunächst Dubstep gemacht, also Musik, die viel aufgelegt wurde, und jetzt brachte er ein Album heraus, das komplett anders ist. Mehr ein Album zum zu Hause anhören. Erkennst du dich darin wieder?
Pariah: Ja, es war klar, dass James’ Album so klingen wird. Als ich das erste Mal seine Tracks hörte, wusste ich, dass sein Album so klingen wird. Ich versuche aber nicht das gleiche zu machen oder so zu klingen, nur weil er gerade ein Album aufgenommen hat, das eben eine Geschichte erzählt und eine Struktur hat und das auch außerhalb von elektronischer oder tanzbarer Musik funktioniert. Meines Erachtens ist das ganz normal. Tanzmusik ist oft der Idee verhaftet, dass es zehn Titel braucht, die abgehen. Das ist für mich unhörbar. Es gibt vielleicht eine Hand voll, die ich mir anhören kann, aber den Großteil eben nicht. Ich sehe ein Album gerne als ein prägnantes Musikstück. Daher kann ich den Vergleich mit James’ Album gut verstehen. Für mich ist es das erste »Album« aus dieser Szene seit Burials Untrue. OK, Mount Kimbie, das war auch bemerkenswert. Das hat auch gut funktioniert. Du kannst dich hinsetzen und das gesamte Album durchhören.